Die Filter wirken. Foto: dpa/Marijan Murat

Die Filterung der Luft am Neckartor drückt die Stickstoffdioxidwerte, das neue Fahrverbot in der Fläche auch für Euro-5-Diesel können dennoch nicht verhindert werden, so der Verkehrsminister.

Stuttgart - Das Land hat die 13 Filtersäulen zur Luftreinhaltung am Neckartor von dem Ludwigsburger Unternehmen Mann und Hummel übernommen und will sie nach der  Testphase, die im Juni endete, für weitere mindestens zwei Jahre betreiben. Bis Ende 2021 sind dafür 808 000 Euro veranschlagt, die Übernahme kostete 750 000 Euro.

„Wir sind noch nicht über den Berg“ erklärte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag bei einem Pressetermin an der Messstation. Hermann sagte, dass die Stickstoffdioxidbelastung, die zum Fahrverbot für Diesel bis Euro 4 in ganz Stuttgart und seit Juli für Euro 5 in den Innenstadtbezirken, Bad Cannstatt, Feuerbach und Zuffenhausen geführt hat, stark zurückgegangen sei.

Mehr Verkehr als vor der Krise

Von Januar bis einschließlich Juli sei der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft mit einem Durchschnitt von 39 Mikrogramm eingehalten worden. Sorgen macht Hermann der wieder zunehmende Autoverkehr. Zu Beginn der Corona-Krise war die Fahrzeugszahl massiv zurückgegangen, inzwischen registriere man hier aber „Tage mit einer höheren Verkehrsmenge als vor Beginn der Krise“. „Das Fahrverbot für Euro 5 bleibt, denn wir haben im Durchschnittswert die Effekte von Corona“, so Hermann, der Euro-5-Fahrer zur Hardware-Nachrüstung aufruft. Die CDU-Fraktion im Landtag hält das Verbot für überflüssig. „Saubere Luft ist auch ohne möglich“, so deren verkehrspolitischer Sprecher Thomas Dörflinger.

Verkehrsministerium und der Filterspezialist Mann und Hummel legten am Donnerstag eine wissenschaftliche Untersuchung vor, die die Wirksamkeit der Luftreinigung am Neckartor nachweist. Zunächst waren die Säulen zur Senkung der Feinstaubbelastung aufgestellt, dann mit Aktivkohlefiltern gegen die Stickoxide ausgestattet worden. „Die Begutachtung von unabhängiger Seite war für uns wichtig“, so der stellvertretende Entwicklungschef Gunnar Klein. Die Anlagen könnten bis zu 40 Prozent der Luftschadstoffe abscheiden. Beim Stickstoffdioxid brachte dies an der nahen Messstelle der Landesanstalt für Umwelt laut Hermann einen Effekt von an die zehn Prozent. „Das ist viel denn wir setzen auch Maßnahmen um, die nur zwei Prozent beitragen“, so Hermann. Der Versuch am Neckartor kostete 1,54 Millionen Euro, Land und Unternehmen kamen je zur Hälfte dafür auf.

Unternehmen sieht Absatzchancen

„Saubere Luft ist Lebensqualität und seit 80 Jahren unser Geschäft“, sagte Thomas Fischer, Aufsichtsratsvorsitzender von Mann und Hummel. Einig zeigte er sich mit Hermann darin, dass die Säulen „keine Dauerlösung“ sein könnten, an extremen Standorten könnten sie aber Abhilfe schaffen. Der Filterspezialist empfiehlt sie auch für unterirdische U- und S-Bahn-Halte, wo die Feinstaubbelastung hoch ist. Man wolle sich an einem Pilotprojekt für die Pariser Metro beteiligen. Fischer hofft, dass sich der Geschäftszweig entwickelt. Weltweit könnten alle Anbieter damit eine, mit der Luftreinigung in Innenräumen sechs Milliarden Euro Umsatz generieren. Die Filterung sei in Innenräumen „ein probates Mittel gegen Infektionen, wir reduzieren die Aerosole“, sagte Jan-Eric Raschke vom Unternehmen. In Corona-Zeiten sei das besonders wichtig.