Nicola Lisy (links) und Evi Hetzmannseder waren die ersten von Lufthansa ausgebildeten Pilotinnen. Ihr erster Flug war am 23. August 1988. Foto: Lufthansa

Lufthansa hat 1988 erstmals weibliche Co-Piloten im Cockpit zugelassen. Mittlerweile fliegen mehr als 600 Frauen für den Konzern. Weltweit beträgt der Frauenanteil unter Flugkapitänen aber nur etwa fünf Prozent.

Frankfurt - Das Flugzeug rollt immer schneller auf der Startbahn, dann hebt es ab und steigt in den Himmel. Nach einer Weile begrüßt eine Stimme aus dem Cockpit die Passagiere. Meist ist ein Mann zu hören: der Kapitän. Nur selten sitzt eine Frau am Steuer eines Passagierflugzeugs – bei der Lufthansa war das zum ersten Mal vor genau 30 Jahren der Fall.

Die Pilotin Elke Hieber ist eine der Frauen, die bei der Airline mit dem Kranich im Cockpit das Sagen haben. Dass ihr Beruf und ihre Uniform Aufsehen erregen, ist sie gewohnt. Die 53-Jährige fliegt bei der Lufthansa als Kapitänin das größte Passagierflugzeug der Welt, den Airbus 380. Sie sagt: „Natürlich war das von Anfang an Thema, dass ich als Frau ins Cockpit wollte.“ Doch Nachteile wie auch Bevorzugungen habe sie nie erlebt. Hieber war einst die zehnte Flugschülerin im Dienste des Kranichs.

Bei der israelischen El Al ist nicht einmal jeder 100. Pilot weiblich

Heute liegt der Frauenanteil bei den Piloten im Konzern, zu dem auch Eurowings gehört, bei sechs Prozent. Bei der Stammmarke Lufthansa ist es noch ein Prozentpunkt mehr, berichtet das Unternehmen zum Jahrestag der fliegenden Frauen.

Am 23. August 1988 waren Nicola Lisy und Evi Hetzmannseder erstmals als Co-Pilotinnen abgehoben. 30 Jahre später ist bei der Lufthansa trotz mehr als 600 aktiven Pilotinnen im Konzern wie bei allen anderen Fluggesellschaften der Welt immer noch Thema, was in Zeiten der Gleichberechtigung eigentlich keines mehr sein sollte: Die Steuerknüppel oder -hörner sind immer noch ganz überwiegend in Männerhand. Der Pilotenverband ALPA geht weltweit von einem Frauenanteil um die fünf Prozent aus, bei einzelnen Gesellschaften wie der israelischen El Al ist nicht einmal jeder 100. Pilot weiblichen Geschlechts.

Als die Lufthansa im April 1986 erstmals junge Frauen an ihrer Fliegerschule aufnahm, wurde dieser Schritt als überfällig empfunden. Die konservative Airline gehörte keineswegs zu den Pionieren der Gleichstellung. So ist aus den 60er Jahren vom damaligen Leiter der Verkehrsfliegerschule, Alfred Vermaaten, das Zitat überliefert: „Eher wird eine Frau Boxweltmeister im Schwergewicht als Kapitän bei der Lufthansa.“ Als Stewardessen waren junge Frauen hingegen schon immer willkommen, noch heute stellen sie vier von fünf Flugbegleitern bei der Frankfurter Airline.

Frauenanteil im Lufthansavorstand hat sich halbiert

Die 29-jährige Grazerin Magdalena Gruhn wird demnächst in Lufthansa-Cockpits an den Start gehen. Wie kam sie zu dem Beruf? Eigentlich sei Niki Lauda dafür verantwortlich, sagt sie. Im Alter von sechs Jahren ist Gruhn mit dem „Nikis Kids Club“ der damaligen Lauda Air zu einem Rundflug über Österreich aufgebrochen und seitdem fasziniert von der Fliegerei. „Mit meinem großen Bruder habe ich am Computer manchmal Flugsimulatoren gespielt“, erzählt die Flugschülerin, die trotzdem zunächst auf eine internationale Hotelkarriere hin studierte und arbeitete.

Bei einem Job als Flugbegleiterin einer kleinen Privat-Airline lernte sie aber gleich in der ersten Crew eine „ganz junge und tolle Co-Pilotin“ kennen – und dachte sich: „Das kann ich auch. Der Beruf Pilotin war zuvor einfach nicht auf meinem Radar.“ Gruhn hat für ihre Berufsentscheidung viel Unterstützung aus Familie und Umfeld erhalten. „Alle sind einfach nur begeistert“, erzählt sie.

Dass es auch anders laufen kann, hat Kapitänin Andrea Amberge erfahren, deren Familie 1986 von den fliegerischen Ambitionen gar nicht begeistert war. Mit Nebenjobs finanzierte sie ihre Pilotenscheine auf eigene Faust, um schließlich als Quereinsteigerin bei der Lufthansa zu landen.

Im Lufthansa-Konzernvorstand ist der Frauenanteil nach dem Ausscheiden von Finanzchefin Simone Menne wieder von 40 auf 20 Prozent gesunken. Gleichwohl wolle man im Management wie in den Cockpits mehr Frauen, kündigt die verbliebene Personalvorständin Bettina Volkens an. In den aktuellen Pilotenlehrgängen sind bereits 15 Prozent der Schüler weiblich, es gehen aber immer noch deutlich mehr Bewerbungen männlicher Kandidaten ein. Eine Frauenquote fürs Cockpit soll es nicht geben, aber eine auf weibliche Bewerber ausgerichtete Kampagne, heißt es bei dem Konzern.