Bei Airbus werden in Deutschland mehr als 400 Stellen abgebaut. Foto: dpa

Insgesamt 429 Stellen sollen in Deutschland bei Airbus wegfallen. Zudem werden 325 Stellen des Luft- und Raumfahrtkonzerns von München und Paris nach Toulouse verlagert. Das Unternehmen wandelt sich zum Digitalkonzern.

München - Airbus lässt die Katze aus dem Sack. Die geplanten Umbauten beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern werden bis zu 1164 der zuletzt 136 000 Stellen kosten und eine endgültige Verlagerung der Konzernzentrale von München und Paris ins französische Toulouse mit sich bringen, hat der deutsche Konzernchef Tom Enders jetzt mitteilen lassen. Deutsche Standorte sind mit 429 Arbeitsplätzen betroffen. Es trifft hier zu Lande vor allem den Standort Ottobrunn bei München. Von dort und Paris sollen zudem jeweils hälftig weitere 325 Stellen in den neuen Hauptstandort Toulouse in Südfrankreich verlagert werden.

Ein Werk in Frankreich wird nach Gewerkschaftsangaben bis 2018 geschlossen. Zudem trifft es die Entwicklungsabteilungen, IT und Kommunikation. Das summiert sich in Frankreich zu 640 Stellen auf, die nun abgebaut werden. Insgesamt weitere knapp 100 Stellen gehen in Spanien und Großbritannien bei Airbus verloren. Mit Betriebsräten und Gewerkschaften will sich das Management bis Mitte 2017 über die Streichungen einigen. Ursprünglich hatte es geheißen, man wolle mit Personalvertretern bis Ende 2016 alles unter Dach und Fach bringen.

Die Digitalisierung erfasst auch den Flugzeugbauer immer stärker

Ganz so einsichtig wie von Enders erwartet, scheint das Personal nicht zu sein. Hintergrund seiner Ab- und Umbaupläne sind zum einen eine innerbetriebliche Fusion und zum anderen die Digitalisierung, die auch den Flugzeugbauer immer stärker erfasst. Deshalb sollen auch 230 neue Stellen in der Toulouser Zentrale für Digitalisierungsspezialisten geschaffen werden. Das sei nötig, um kritische Fähigkeiten zu sichern, erklärte Airbus. Beim Abbau wolle man sozial verträglich vorgehen und beispielsweise Vorruhestandsregelungen nutzen oder freiwilliges Ausscheiden gegen Abfindung. Zudem will Airbus künftig effektiver arbeiten. Dazu werden Holding und die gleichnamige Zivilflugzeugtochter Airbus wie schon im September angekündigt zum 1. Januar 2017 verschmolzen. „Davon profitieren das operative Geschäft, die Zusammenarbeit im Unternehmen und die bereits eingeleitete digitale Transformation, die von größter strategischer Bedeutung für unser gesamtes Unternehmen ist“, betonte Enders. Die Produktion von Airbus-Passagierjets ist die tragende und alles dominierende Säule des Gesamtkonzerns. In der neuen Struktur unverändert erhalten bleiben die Geschäfte mit Hubschraubern, Raumfahrt und Verteidigung. Bei Airbus Helicopters ist allerdings vor kurzem ebenfalls ein Abbau von 500 Stellen angekündigt worden.

Die Auftragsbücher sind eigentlich voll

Die Auftragsbücher des zuletzt 65 Milliarden Euro umsetzenden sowie gut profitablen Luft- und Raumfahrtkonzerns sind eigentlich voll. Der US-Erzrivale Boeing und neue Konkurrenz aus China würden aber dennoch zu Kostensenkung zwingen, argumentiert Airbus. Zudem hat sich das Unternehmen intern zuletzt einige Fehler geleistet. So ist der Militärtransporter A 400 M ein seit Jahren anhaltendes Desaster, das schon viele Milliarden Euro an Zusatzkosten verschlungen hat, ohne dass das Flugzeug bislang allen technischen Anforderungen der staatlichen Auftraggeber genügt. Auch bei anderen Modellen gibt es Produktionsprobleme. Das einmal als großer Hoffnungsträger gestartete größte Passagierflugzeug der Welt A 380 entwickelt sich immer mehr zum Ladenhüter. Mit diesen Sorgenkindern haben die jetzigen Ab- und Umbaupläne nichts zu tun, so Airbus.