Christian Schillings Werbefilm ist für einen Studenten-Preis nominiert. Foto: factum/Bach

Der eine Partner schnarcht, der andere putzt sich zu laut die Nase oder beißt zu geräuschvoll in einen Apfel: Szenen einer Ehe. Dagegen kommt man nur mit Ohropax an, findet jedenfalls Christian Schilling.

Ludwigsburg - Ein altes Ehepaar sitzt beim nachmittäglichen Kaffee, leise Musik dudelt im Hintergrund. Dann beißt der Mann hörbar schmatzend in sein Stück Marmorkuchen, die Frau erstarrt und bricht vor stiller Wut den Henkel ihrer Kaffeetasse ab. Nächste Szene: beide sitzen auf dem Sofa und lesen erst Zeitung und schauen dann fern – auch hier gibt der Mann Geräusche von sich, die für die Frau unerträglich zu sein scheinen. In Gedanken bereit, den Gatten durch den Fleischwolf zu drehen oder mit der gusseisernen Pfanne zu erschlagen, kommt sie offenbar in letzter Minute auf die Idee, sich das einzig wahre Mittel im Kampf gegen die lästigen Störgeräusche zu besorgen: Am Ende des 70 Sekunden langen Films sieht man sie schlummernd in ihrem Bett, in den Ohren Geräusch dämmende Ohropax-Stöpsel.

Jeder kennt nervige Geräusche des Partners

Was hier passiert, mag bei vielen, die sich diesen kleinen Werbespot anschauen, sofort das Gefühl auslösen: Ha, das kenne ich! Mein Partner nervt mich auch mit seiner Schnarcherei oder Schmatzerei! Genau mit diesem Gefühl spielt der 27 Jahre alte Christian Schilling, Student im dritten Studienjahr Werberegie an der Ludwigsburger Filmakademie. Für ihren Zweitjahresfilm sollten sich er und seine Kommilitonen jeweils ein Produkt aussuchen, das sie interessant finden; dass Schillings Wahl ausgerechnet auf die wachsweichen Ohrstöpsel der Marke Ohropax fiel, hat er schnell erklärt. „Ich finde es toll, dass diese kleinen Stöpsel einfach funktionieren und jeder mit dem Wort Ohropax genau diese Dinger in Verbindung bringt“, erzählt er. „Unique Selling Point“ (USP) nenne man das in der Werbe-Fachsprache, also: die Einzigartigkeit des Produkts.

Nahe Ludwigsburg fanden sie das passende Haus

Nach dem Thema brauchte es vor allem den passenden Drehort. Eine alte, entsprechend eingerichtete Wohnung sollte es sein, möglichst mit einer Durchreiche zwischen Küche und Esszimmer. „Wir haben sicher an die 50 Häuser und Wohnungen in der Gegend angeschaut, es war sehr schwer, etwas zu finden“, erzählt Schilling. Doch endlich fanden sie das richtige Objekt, inklusive Durchreiche und alter Tapete. Die Wand, die in seinen Augen nicht den passenden Belag hatte, wurde mit einer eigens im Internet-Tapetenshop gekauften Tapete versehen, die Einrichtung für Esszimmer, Wohnzimmer und Küche fanden die Studenten bei einem Bauern, der nahe Ludwigsburg in einer Scheune alte Möbel und andere Dinge lagert und verkauft.

Als Schauspieler konnten sie Max Reimann aus Ulm und Christiane Blumhoff aus München gewinnen – bei beiden Schauspielern sei es ein purer Glücksgriff gewesen, berichtet der Jungfilmer. „Beide waren absolut unkompliziert und flexibel.“ Und die Firma Ohropax, wie fand die Schillings Ideen? Ein Besuch im Familienunternehmen mit Sitz im hessischen Wehrheim wenige Monate vor Drehbeginn sollte Klarheit bringen und im besten Fall eine kleine Finanzspritze für den 4500 Euro teuren Streifen in die Budgetkasse spülen. „Der Geschäftsführer war sehr angetan von unserer Idee, er hat uns sogar beim Dreh besucht“, sagt Schilling. Eine nicht unerhebliche finanzielle Unterstützung gab es dann tatsächlich von Ohropax. Vermarkten möchte das traditionsreiche Unternehmen seine Produkte künftig allerdings dennoch nicht mit Schillings Film. „Mein Film war ihnen vielleicht doch zu ungewöhnlich, aber gefallen hat er ihnen.“

Schilling hofft auf einen Preis in London

Auch in seinem Drittjahresfilm sollen der Humor und Schillings Liebe zum Detail wichtige Rollen spielen. Nun hofft er aber erst einmal auf einen Preis beim 13. Porsche International Student Advertising Film Award, der am Donnerstag, 17. November, in London verliehen wird. Das Preisgeld in Höhe von bis zu 3911 Euro würde direkt in seinen neuen Streifen investiert werden.