Ein wichtiges Thema bei der Planwerkstatt: eine bessere Querverbindung über die Gleise am Ludwigsburger Bahnhof. Foto: Pascal Thiel

Nicht nur der Bahnhof, auch der Omnibusbahnhof in Ludwigsburg soll schöner werden. Bei einer Planwerkstatt wurden dazu nun neue Ideen gesammelt. Wird aus dem Großprojekt vielleicht sogar ein L 21?

Ludwigsburg - Die meisten Teilnehmer wirkten nach fünf Stunden Workshop müde, nicht so der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. Bei seinem Schlusswort zur dritten „Planwerkstatt Wohlfühlbahnhof“ schien Ilk geradezu euphorisiert. Die Ideen, die die Teilnehmer am Freitag in der Musikhalle erarbeitet hätten, seien „unglaublich toll“. Um nach kurzer Pause noch eine Schippe draufzulegen: „Das ist ein supertolles Ergebnis.“

Nicht zuletzt hat der Oberbürgermeister Werner Spec die Weiterentwicklung des Bahnhofs mitsamt Umfeld zu einem der wichtigsten Themen der Stadt ausgerufen, weshalb wiederum die Planwerkstätten ins Leben gerufen wurden. Am Freitag, bei der dritten Auflage, waren dazu rund 60 Leute geladen: Geschäftsleute, Stadtplaner, Verkehrsexperten, Stadträte. Während in den ersten beiden Runden allgemein über den Bahnhof diskutiert worden war, stand diesmal explizit der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) im Fokus.

Der Omnibusbahnhof muss barrierefrei werden

Dieser muss bis spätestens 2023 barrierefrei umgebaut werden, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Wie er umgebaut werden kann, ist indes weitgehend unklar, weshalb Ideen dazu entwickelt werden sollten, ohne Denkverbote. Einer der häufig genannten Träume an den Tischen der Arbeitsgruppen lautete: die zum ZOB führende Myliusstraße ganz oder teilweise für Autos zu sperren. Stattdessen solle der Individualverkehr stärker über die Westseite des Bahnhofs gelenkt werden, um die Ostseite mit dem ZOB zu entlasten.

Denn dieser muss auch künftig für Busse reserviert sein. Fahrräder und Autos bleiben dort tabu, und das wird nach dem Umbau auch für Taxistellplätze gelten. Diese müssen verlegt werden, vermutlich in Richtung Myliusstraße, weiter nach Norden in die Bahnhofstraße und an die Bahnhofsrückseite. Vorschläge gibt es auch für Radler, die aber allesamt als problematisch gelten: So könnte direkt an den Gleisen ein Schnellradweg angelegt werden, auch eine weitere Querverbindung in die Weststadt wäre wünschenswert. Einig war man sich, dass der Franksteg mit seinen anfälligen Aufzügen aufgewertet werden muss.

Für Fernbusse ist kein Platz

Das Hauptproblem ist indes, dass der Platz beschränkt ist. Mehrere Fernbusbetreiber haben unlängst bei der Verwaltung angefragt, ob sie den Ludwigsburger Bahnhof ansteuern können – die Stadt musste aus Kapazitätsgründen ablehnen. Ein Arbeitsauftrag an die Planer lautet daher, andere Standorte für Fernbushaltestellen im Stadtgebiet zu prüfen.

Wie angesichts dieser engen Gemengelage am ZOB noch eine Stadtbahn zum Bahnhof geführt werden soll, wurde am Freitag ebenfalls erörtert. Die Mehrheit sprach sich dafür aus, die Niederflurvariante nicht aus dem Blick zu nehmen. Dieser Bahntypus, bei dem Fahrgäste fast ebenerdig einsteigen können, benötigt keine Hochbahnsteige und ist daher verträglicher fürs Stadtbild. Ein Vorschlag lautet, die Bahn nicht über den ZOB zu führen, sondern über die Pflugfelder Straße auf der Rückseite des Bahnhofs. Ebenfalls genauer untersucht werden soll, ob das sogenannte Bus-Rapid-Transit-System eine Alternative sein kann. Dabei handelt es sich um Busse, die auf separaten Spuren schnell viele Passagiere befördern.

Bekommt Ludwigsburg bald ein Projekt L 21?

Zur Gestaltung des ZOB selbst stellte ein Verkehrsexperte sieben Varianten vor: mit großer Mittelinsel, mit vielen kleinen Warteinseln, die quer zur Straße verlaufen, mit und ohne Stadtbahntrasse. Immerhin ein kleiner Schritt zu mehr Wohlfühlatmosphäre ist zuletzt tatsächlich gelungen. Der mehrere Monate leer stehende Kiosk ist wieder da, nur deutlich schicker als früher, und firmiert als Kaffee-Point.

Alle Aspekte und Ideen sollen nun analysiert und vertieft werden, Entscheidungen kann die Planwerkstatt nicht treffen – das bleibt dem Gemeinderat vorbehalten. Ob das Gremium auch den radikalsten Vorschlag aufgreift, bleibt abzuwarten: Ein Teilnehmer schlug vor, den ganzen Bahnhof abzureißen und über den Gleisen wieder aufzubauen. Das klingt nach L 21, aber es hieß ja: ohne Denkverbote.