Silke und Orhan Özbagci in der umstrittenen Relax-Zone. Foto: factum/Weise

Der Biergarten Uferstüble am Neckar in Ludwigsburg hat eine kinderfreie Zone eingerichtet – und damit eine Lawine der Entrüstung losgetreten. Manche Gäste sagen, sie wollen das Lokal nun meiden. Bei anderen ist der Ruhebereich sehr beliebt.

Ludwigsburg - Die Botschaft ist eindeutig: „Nur für Erwachsene. Für Kinder nicht erlaubt!!“, steht an der Holztür. Dahinter führt eine Treppe zum Strand mit 20 Liegen, Sonnenschirmen, Blick auf den Neckar – idyllisch ist es, idyllisch soll es bleiben. Schließlich, so steht es auf dem Schild, handelt es sich um eine „Relax-Zone“. Seit 14 Jahren betreiben Silke und Orhan Özbagci den Biergarten Uferstüble in Ludwigsburg-Hoheneck, und als sie kürzlich einen kinderfreien Bereich einrichteten, ahnten sie nichts Böses. „Es gab Gäste, die sich das gewünscht haben“, sagt Orhan Özbagci. „Eine solche Aufregung hätten wir nicht erwartet.“

Empört sind vor allem einige Nutzer des Social-Media-Portals Facebook, die das Thema aufgegriffen haben und jetzt Stimmung gegen das Uferstüble machen. „Die Betreiber sollten sich schämen“, schreibt ein Kommentator. „Sauerei!“, kommentiert ein anderer. Oder: „Sicher ein Grund, da nicht mehr hinzugehen.“ Der Tenor aller Kritiker lautet: der Biergarten diskriminiere Kinder.

Die Betreiber rechtfertigen sich

„Ich glaube langsam, manche haben da etwas falsch verstanden“, sagt Silke Özbagci. „Wir sind ein Biergarten für alle, und Kinder sind bei uns herzlich willkommen.“ Ob das hilft, die Wogen zu glätten? Die Özbagcis haben direkt auf Facebook versucht, die Dinge einzuordnen. Haben erklärt, dass die Relax-Zone nur einen kleinen Teil des Geländes umfasse und alle anderen Bereiche, inklusive eines zweiten Strands und der 1000 Plätze im Biergarten, für alle frei zugänglich seien. Dass die Kleinen dort kicken, spielen und toben können. Dass es sogar einen Spielplatz gibt. Allein: die negativen Kommentare reißen nicht ab.

Immerhin bekommen die beiden auch reichlich Zuspruch. Auf Facebook erklären sich viele solidarisch mit dem Uferstüble, Gleiches gilt in der realen Welt. „90 Prozent unserer Gäste finden die Liegewiese für Erwachsene gut, die ist sehr beliebt“, sagt Orhan Özbagci. Dabei handle es sich keinesfalls um Menschen, die keine Kinder mögen. Zu den Stammgästen gehöre eine Gruppe von Müttern – „auch die freuen sich, wenn sie mal ihre Ruhe haben.“

Die Aufregung war absehbar

Dass die kinderfreie Zone ein Aufreger wird, hätten die Özbagcis indes wissen können. Vergangenes Jahr hat ein Wirt in Düsseldorf eine Ruhezone für Erwachsene eingeführt, es hagelte Kritik, auch vom Deutschen Kinderschutzbund. Ähnliche Erfahrungen machte ein Berliner Café mit einem Séparée für Erwachsene.

„Kinder sind unsere Zukunft“, sagt Karl-Heinz Czaker, der Vorsitzende der Ludwigsburger Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. Aber manchmal gebe es Probleme, weil Eltern sich „nicht um ihre Kinder kümmern und sie einfach frei schalten und walten“ lassen. „Das ist nicht die Schuld der Kinder, sondern der Eltern. Und es gibt Gäste, die sich davon belästigt fühlen.“ Er könne daher jeden Kollegen verstehen, der darauf reagiere. „Das ist die eigene Entscheidung jedes Gastwirts.“ So sehen es auch die Özbagcis, die ihre Entscheidung nicht revidieren werden. Sorge, dass sie Gäste verlieren, haben sie nicht. „Vielleicht kommen ja sogar neue dazu, die unsere Idee gut finden.“