Bäume sind gut fürs Klima. Wer sie absägt, dem rückt der kommunaler Kontrolldienst auf die Pelle Foto: factum/Weise

In Ludwigsburg werden zwei Mitarbeiter künftig kontrollieren, ob auf Privatgrundstücken Bäume umgesägt werden. Wer keinen Ausgleich schafft, erhält bis zu 1500 Euro Bußgeld. Andere Kommunen verfahren ähnlich.

Ludwigsburg - Der heiße und trockene Sommer ist noch gut im Gedächtnis – und die Abkühlung, die von den vielen Alleenbäumen in Ludwigsburg ausgeht. „Wenn es 35 Grad hat, wird das ohne Bäume wie 45 Grad wahrgenommen“, sagt Ulrike Schmidtgen von der Stadtverwaltung, „mit Bäumen fühlt es sich an wie 25 Grad.“ Nun ergreift die Barockstadt strenge Maßnahmen, um auf Privatgrundstücken alte Bäume mit mehr als 100 Zentimetern Umfang zu erhalten – das entspricht einer Dicke von etwa 32 Zentimetern.

Wer beispielsweise ein Haus oder einen Anbau errichten und dabei einen Baum beseitigen will, muss entweder einen neuen pflanzen – oder eine ordentliche Strafe bezahlen. Daran kann sogar die Genehmigung für ein Baugesuch hängen. Dies soll in einer Baumschutzsatzung festgehalten werden, über die am Donnerstag im Bauausschuss erstmals diskutiert wurde.

Stuttgarter Satzung fordert ein Gutachten

Andere Städte machen das ähnlich, wie man beim Städtetag bestätigt. In Stuttgart etwa sind schon Bäume ab 80 Zentimetern Stammumfang betroffen, was einer Dicke von 25 Zentimetern entspricht. „Es muss zudem ein Gutachten vorgelegt werden, warum die Fällung notwendig ist“, sagt Christina Fabricius vom Städtetag. Allerdings gilt die Satzung nur in der Innenstadt, in Heslach und Teilen von Bad Cannstatt.

Gut 30 Kommunen im Land haben solche Satzungen. Manche wie Filderstadt (Kreis Esslingen), Konstanz und Villingen-Schwenningen schon seit den 80er-Jahren. In Bietigheim-Bissingen gilt der Schutz für alle Bäume ab 80 Zentimetern Umfang, bei Eiben sogar schon ab 60 Zentimetern. Interessant dabei: Nicht nur das Umsägen der Bäume ist verboten, sondern auch, deren Wurzeln zu beschädigen oder sie einzubetonieren.

Ohne Kontrollen keine Wirkung

Klar ist: Ohne Kontrollen bleibt eine solche Regelung ohne Wirkung. Daher ist in Ludwigsburg vorgesehen, dass zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Diese beraten die Grundstückseigentümer, überprüfen aber auch die Grünbestände. Und sie legen eine Strafzahlung bei Verstößen fest – diese richtet sich nach dem ökologischen Wert des gefällten Baumes. Das Geld soll in einen Topf gehen, aus dem Privatleute wiederum Zuschüsse bekommen, wenn sie Fassaden begrünen.

Nicht allen gefällt das. Der CDU-Rat Maik-Stefan Braumann stört sich an den Kontrollen: „Es kann nicht sein, dass die Mitarbeiter unangekündigt aufs Grundstück kommen.“ Den Parteikollegen Wilfried Link erinnerte das gar an einen Überwachungsstaat. Doch das soll, so versichert es der Baubürgermeister Michael Ilk, gar nicht geschehen, die Angestellten würden einen Termin ausmachen. Die CDU befürchtet zudem, dass die Baupreise steigen.

Nadelbäume sind ausgenommen

Anderen geht die Satzung nicht weit genug. Die Grünen-Rätin Christine Knoß stört sich etwa daran, dass Nadelbäume ausgenommen sind. Zudem müssten auch kleinere Bäume geschützt werden: „Viele der schönen Alleenbäume in Ludwigsburg fallen nicht unter die Satzung.“ An den Details wird noch gefeilt, im Grundsatz gab es aber eine Mehrheit im Ausschuss.

Andere Städte haben sich bewusst dagegen entschieden. In Esslingen hat der Gemeinderat 2013 eine Anfrage der Grünen abgelehnt. Die Begründung : Es wäre zu aufwändig, alle schützenswerten Bäume zu erfassen. Stattdessen hat die Kommune in Baugebieten vorgeschrieben, dass Bäume ab 60 Zentimetern Umfang nur mit Genehmigung abgeholzt werden dürfen.

In Ludwigsburg steht man wegen der Feinstaubbelastung unter Druck. So sollen die alten Baumbestände auch ein Gleichgewicht zur immer stärker anwachsenden Blechlawine werden – und helfen, Fahrverbote zu verhindern.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pro-und-kontra-ist-ein-baumfaellverbot-sinnvoll.f16cc929-ea11-485a-bce6-1b3b037bf07f.html

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.der-hoechste-baum-deutschlands-waldtraut-ueber-allen-wipfeln.d0a9fc6f-9247-4cc3-943f-740b37c62dbd.html