Endstation Stadtbahn: eine Lösung im Streit zwischen Landratsamt und Stadt Ludwigsburg ist nicht in Sicht. Foto: dpa

Der Landrat Rainer Haas will den Stadtbahn-Ausbau im Kreis Ludwigsburg mit aller Macht durchpressen – und hat der zögernden Stadt Ludwigsburg ein Ultimatum gesetzt. Inzwischen steht fest, dass die Frist wohl verstreichen wird. Die Folgen sind nicht absehbar.

Kreis Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Stadtverwaltung hat am Donnerstag bekräftigt, dass sie sich in der Stadtbahn-Debatte nicht von Landrat Rainer Haas unter Druck setzen lassen wird. „Wir sind keine Bremser, sondern Ermöglicher“, sagte der Chef-Stadtplaner Martin Kurt bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Aber vor einer endgültigen Entscheidung seien alle technischen Varianten sorgfältig zu prüfen.

Haas hatte der Stadt jüngst vorgeworfen, die seit Jahren geplante Trassenverlängerung von Remseck über Ludwigsburg bis nach Markgröningen mit immer neuen Gutachten zu verzögern. Der Landkreis sowie die an dem Großprojekt beteiligten Kommunen Remseck, Kornwestheim, Möglingen und Markgröningen favorisieren den Bau einer Hochflurbahn, wie sie die SSB in Stuttgart betreibt, und wollen dafür möglichst zügig Fördergeld beim Bund beantragen.

Die Stadt will noch prüfen, der Landrat droht

Der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk hält dagegen, dass, bevor der Antrag gestellt werden könne, erst alle Investitionskosten und Folgekosten berechnet sein müssten. Und zwar für alle in Rede stehenden Systeme: Hochflurbahn, Niederflurbahn, Schnellbusse. „Das Landratsamt hat in dem Zusammenhang selbst noch Aufgaben zu erledigen“, sagte Ilk. Insofern sei der Vorwurf, die Stadt drücke auf die Bremse, völlig unverständlich.

Haas droht derweil, dass die Bahn auch ohne Ludwigsburg realisiert werden könnte, die Trasse dann aber an der Stadt vorbei führen würde. Kürzlich forderte er unmissverständlich, Ludwigsburg müsse sich bis spätestens Ende Juni 2017 zu dem Vorhaben bekennen. Schon jetzt steht nahezu sicher fest, dass das Ultimatum verstreichen wird. Zwar rechnet Michael Ilk damit, dass bis zur Sommerpause alle notwendigen Gutachten vorliegen. „Aber ob der Gemeinderat dann sofort einen so weitreichenden Beschluss fällt? Ich gehe eher davon aus, dass es grundlegenden Diskussionsbedarf geben wird“, sagte er. Zumal die Verwaltung auch die Bevölkerung in die Entscheidung einbinden wolle.

Niederflur und neue Brücke? Die Stadt findet die Idee gut, der Kreis nicht

Die von Haas bevorzugte Technik mit Hochbahnsteigen gilt als wenig stadtverträglich und ist in Ludwigsburg wenig populär. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) brachte daher unlängst eine Niederflurtrasse ins Spiel, die über eine neu zu bauende Brücke über die Gleise am Bahnhof geführt werden könnte. „Für Ludwigsburg ist das eine bestechende Lösung“, sagte Kurt am Donnerstag – nicht ohne auf die damit verbundenen Schwierigkeiten hinzuweisen. Vor allem also darauf, dass sich die Ludwigsburger Stadtbahn mit dieser Technik von der SSB abkoppeln würde. Ungeachtet dessen gibt es im Rathaus offenbar durchaus Befürworter dieser Variante. „Es ist uns aber nicht gelungen, den Kreis davon zu überzeugen, das prüfen zu lassen“, sagte Kurt.

Im Gemeinderat am Donnerstagabend äußerte sich auch der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec zu dem Thema, der sich zuletzt auffallend zurückgehalten hat. Spec war sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten. „Es gibt keinen persönlichen Streit mit dem Landrat“, erklärte der OB. Er sei Haas dankbar, dass dieser so engagiert sei. „Ich bin überzeugt, dass wir, wenn alles sorgfältig geprüft ist, die beste Lösung für die Stadt finden werden.“