Adolf Sauerland (CDU), damaliger Oberbürgermeister von Duisburg, sitzt im Jahr 2011 im Rathaus. Foto: dpa

Sein Verhalten rund um die Loveparade-Katastrophe hat dem damaligen Oberbürgermeister heftige Kritik eingebracht. Öffentlich geäußert hat sich Adolf Sauerland dazu fast nie. Nun tritt er als Zeuge vor Gericht auf.

Düsseldorf - Im Prozess um die Duisburger Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten soll an diesem Mittwoch (9.30 Uhr) der frühere Oberbürgermeister Adolf Sauerland als Zeuge aussagen. Der CDU-Politiker war nach der tödlichen Massenpanik 2010 stark in die Kritik geraten, weil er nicht die politische Verantwortung für das Unglück übernehmen wollte. Im Februar 2012 stimmten die Duisburger in einem Bürgerbegehren mit großer Mehrheit für seine Abwahl. Sauerland zog sich anschließend aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück.

Der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters Lopavent hatte im Dezember begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung vor. Sauerland gehört nicht zu den Angeklagten. Aus Platzgründen findet der Prozess in einer Kongresshalle in Düsseldorf statt. Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg starben im Gedränge 21 Menschen, mindestens 652 wurden verletzt.

Sauerland hatte sich 2016 erstmals öffentlich zu seiner Rolle rund um das Loveparade-Unglück geäußert - und Fehler eingeräumt. Nach der Katastrophe 2010 habe er sich bemüht, keine juristischen Fehler zu machen und dabei „das Mitgefühl für die Angehörigen“ vergessen, sagte Sauerland damals dem „Zeit-Magazin“ und dem WDR-Fernsehen in einem Interview. „Wahrscheinlich hätte ich viel früher auf die Opfer zugehen müssen.“

Auch juristisch fühlte sich Sauerland nicht verantwortlich, zumal ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten das so sah. „Man suchte jemanden, den man zur Verantwortung ziehen konnte, dem man die Schuld zuweisen konnte, hinter dem man sich verstecken konnte, und das war ich“, sagte Sauerland in dem Interview. „Zurückzutreten, das wäre für mich eine Flucht gewesen. Sollte wirklich etwas juristisch falsch gelaufen sein, zum Beispiel bei der Genehmigung, dann kann man politische Verantwortung verlangen. Aber ich hatte mir nichts vorzuwerfen.“

Die Aussage des früheren Rathauschefs war ursprünglich schon für den 27. April geplant. Weil an diesem Tag jedoch eine Hauptschöffin wegen eines Todesfalls verhindert war, wurde die Zeugenaussage des früheren Oberbürgermeisters verlegt.