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Der Präsident des Landeskriminalamts, und sein Staatsschutzchef warnen: Die Bedrohung durch den Islamismus hat nicht nachgelassen. Auch Frauen und Kinder sind unter den Rückkehrern.

Stuttgart - Das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) führt aktuell deutlich mehr als 100 Ermittlungsverfahren im Bereich des Islamismus. Das sagten LKA-Präsident Ralf Michelfelder und der Abteilungsleiter Staatsschutz, Hans Matheis, in einem Interview mit unserer Zeitung. Zudem beobachten die Südwest-Ermittler derzeit etwa 100 Gefährder, also Personen, bei denen es Hinweise gibt, sie könnten einen Terroranschlag verüben. „Ihre Zahl hat sich in den letzten sechs Jahren verzehnfacht. Das zeigt, dass die Bedrohung nicht nachgelassen hat“, sagte der leitende Kriminaldirektor Matheis.

Baden-Württembergs Verfassungsschutz und das LKA gehen davon aus, dass etwa 50 Menschen aus Baden-Württemberg in den Irak und nach Syrien gereist seien, um sich dort dschihadistischen Gruppen anzuschließen. „Im Moment haben wir Informationen, dass zehn dieser Personen zurückkehren möchten“, sagte Matheis. Zudem sei es möglich, dass andere Kriegsrückkehrer ihren Wohnsitz nach Baden-Württemberg verlegen „weil sie hier Verwandte haben“.

Michelfelder sorgt sich darum, dass unter den Rückkehrern auch Kinder seien, „die entweder mit in die Kriegsgebiete gingen oder dort geboren wurden. Das System Islamischer Staat beinhaltete auch die Gehirnwäsche von Kindern.“ Zudem seien auch Kinder militärisch ausgebildet worden.

Matheis betonte, es sei äußerst schwierig, das Risiko einzuschätzen, das von rückkehrenden Frauen ausginge. „Wir wissen nicht immer, was die gemacht haben“. Die Spannbreite reiche von der Ehefrau, die den Haushalt regelte, bis hin zu Mitgliedern der Scharia Polizei, die mit drastischen Strafen dafür sorgten, dass die Regeln der Terrorgruppe Islamischer Staat von der Bevölkerung ein gehalten wurde.