Aus „töte die Serben“ (links) wird „küsse die Serben“ (rechts): Der Stadtrat Jure Zubcic aus Zadar wandelt Hass-Graffiti in Liebesbotschaften um. Foto:  

Ein Stadtrat im kroatischen Zadar verwandelt aufgesprayte Hass-Botschaften in Liebeserklärungen. Er macht sich damit nicht nur Freunde.

Zadar - Der Hass zeigt sich im ex-jugoslawischen Völkerreich noch immer an der Häuserwand. Grenzüberschreitend drohen unversöhnliche Graffiti einstigen Kriegsgegnern oder nationalen Minderheiten Tod und Vertreibung an. Mit dem Alltag der Menschen haben die von nationalistischen Eiferern gesprühten Hassparolen zwar nichts zu tun, aber sie setzen den Ton: Völkerhass und endlose Aufrechnungen werden bei den einstigen Kriegsgegnern oft auch von der Politik und den Medien kultiviert. 

Im kroatischen Zadar geht der junge Stadtrat Jure Zubcic einen völlig anderen Weg: Er wandelt Graffiti des Hasses in Liebesbotschaften um – und verbreitet seine Versöhnungsanstrengungen via Facebook und Twitter. Der grimmigen Parole „ubi Srbina – töte die Serben“ fügt er ein „-lj“ hinzu – und wandelt sie so in ein „ljubi Srbina – küsse die Serben“ um. Auch das auf kroatische Fassaden häufig gesprühte „U“ als Zeichen der faschistischen Ustascha arbeitet der 29-jährige Sozialdemokrat zu einer mit Herzen versehenen Kussaufforderungen um. Hassreden ekelten ihn einfach an, begründet der Standesbeamte seinen Sprayeinsatz: „Immer, wenn ich derartige Ausdrücke des Fremdenhasses sehe, ist es mir ein Bedürfnis, darauf zu reagieren. Ich glaube, dass alle verantwortlichen Bürger sagen sollten, es ist genug. Es ist nicht wichtig, ob jemand Franzose, Kroate, Algerier oder Serbe ist. Wichtig ist nur der Mensch.“ 

„Kranke Zufriedenheit“

Doch seine Versöhnungsbotschaft findet im zerrissenen Adriastaat nicht nur ein positives Echo. Außer wüsten Morddrohungen im Web brachte ihm sein Sprayengagement auch eine anonyme Strafanzeige wegen „Beschädigung fremden Eigentums“ ein. Er habe aber nichts zerstört, sondern „repariert“, so Zubcic und fragt, ob der anonyme Kläger auch gegen den Urheber der Hassbotschaft eine Anzeige gestellt habe. Das Problem für autoritäre Menschen seien weder Serben noch Partisanen, sondern sie selbst. „Was ist das für eine kranke Zufriedenheit, wenn man ein Graffiti schreibt, das dazu aufruft, irgendjemanden zu töten? Wie viel Nützliches könnte man im Leben für sich selbst und seine Umgebung tun, statt zum Morden aufzurufen?“