Mit einer musikalischen Reise in „Paule Puhmanns Paddelboot“ haben die ältesten Kinder aus der Leonhardskrippe die Gäste auf das Jubiläumsfest eingestimmt. Foto: Sybille Neth

Die evangelische Leonhardskrippe feiert mit Kindern, Eltern, Großeltern und auch einigen, die selbst einmal in der Leonhardskrippe betreut wurden, ihr 100-jähriges Bestehen.

S-Mitte - Herein, herein. Wir laden alle ein“, heißt es in dem Lied „Wir feiern heut ein Fest“ – und so war es am Samstag in der Leonhardskrippe, wo die Kinder die musikalische Gestaltung zum 100-jährigen Bestehen der Einrichtung in der Christophstraße übernommen haben. Alle sind gekommen: Eltern, Kinder, Großeltern und auch einige, die selbst einmal in der Leonhardskrippe betreut wurden.

Unter den Gästen waren die beiden mittlerweile betagten Schwestern Lina und Klara von der Großheppacher Schwesterngemeinschaft. Lina war bis 1986 die Leiterin des Kindergartens, Klara war als Erzieherin tätig. Auf der großen Terrasse der evangelischen Kindertageseinrichtung haben die beiden trotz ihres hohen Alters das temperamentvolle Jubiläumsfest Fest für einige Stunden genossen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Geschichte der Krippe beginnt am 16. November 1908 mit dem Eintrag des Leonhardsgemeindevereins in das Vereinsregister. „1913 wurde die Leonhardskrippe die Erste in Stuttgart, die in kirchlicher Trägerschaft war“, berichtete Pfarrer Christoph Hildebrandt-Ayasse, der heute Vorsitzender des Leonhardskrippenvereins ist, in seiner Festansprache. „Das zeigt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Thema war“, betonte er.

Die Erzieherinnen und der Verein haben gemeinsam eine kleine Ausstellung mit Spielzeug, antiquarischen Ausgaben von Kinderbüchern wie „Tapsi, das lustige Entlein“, mit Mobiliar und Kleidung aus vergangenen Jahrzehnten zusammen getragen. Das meiste davon fanden sie noch in den Abstellräumen der Krippe, manches stammt auch aus dem Archiv der Großheppacher Schwestern. Wie sich das Leben der Kinder gewandelt hat, veranschaulichen die Ausstellungsstücke. Zum Beispiel der selbst gestrickte grüne Trachtenanzug mit kurzer Hose und das kratzig wirkende weiße Wollkleidchen. Geschlafen wurde schon immer in der Krippe, davon erzählen die Zinn-Bettflaschen und die Bettwäsche mit dem Original LK-Monogramm für Leonhardskrippe. Auch das Mobiliar für das gemeinsame Frühstück hat sich im Vergleich zu heute extrem gewandelt, denn in den 50er Jahren saßen die Kleinen noch auf einer kippeligen Bank und löffelten aus tiefen Tellern mit Bärchenmotiv.

Täglich wird für 70 Kinder gekocht

In dem etwa 20 Quadratmeter großen Raum mit der Ausstellung waren früher 15 Babys- und Kleinkinder untergebracht. Das ursprüngliche Gebäude in der Christophstraße wurde 1913 errichtet und ein Jahr später traten drei Schwestern dort ihren Dienst an. Sie sorgten für 60 bis 70 Kinder, ihr Arbeitstag dauerte von sechs bis 19 Uhr, unterstützt wurden sie von zwei Hausgehilfinnen sowie von den Fütterdamen. Zwischen 1920 und 1926 blieb die Krippe wegen Geldmangels geschlossen. In der Nachkriegszeit war die Kinderbetreuung besonders gefragt. 1954 besuchten 115 Kinder die Krippe. Erst in den 90er Jahren wurde von 90 auf 70 Plätze reduziert. Heute werden Babys von acht Wochen an bis zu sechs Jahren von 16 pädagogischen Fachkräften betreut. Zwei davon gehören seit 40 Jahren fest zum Stamm der Erzieherinnen und die Leiterin Eva Fink ist ebenfalls schon 20 Jahre hier tätig. In drei Gruppen werden die Babys und Kleinkinder in der Ganztageskrippe von 7 bis 17 Uhr betreut. Der Ganztageskindergarten wird von den Drei- bis Sechsjährigen besucht.

Täglich wird für die 70 Kinder in der Küche im Erdgeschoss gekocht. „Statt einer Festschrift haben wir ein Kochbuch mit den Lieblingsrezepten aus unserer legendären Leonhardsküche zum Jubiläum heraus gebracht“, forderte Eva Fink die versammelten Festgäste zum Kauf der Rezeptsammlung auf. Mit dem Erlös wird auch der Verein unterstützt.