Daniel Ludin (rechts) und Carlheinz Weitmann fordern die Stadt Leinfelden-Echterdingen in Sachen Verkehrsbelastung zum Handeln auf. Foto: Archiv N. Kanter

Die Stimmung zwischen Vertretern der örtlichen Wirtschaft und der Stadt Leinfelden-Echterdingen ist frostig. Gezankt wird über die Verkehrsprobleme in der Stadt. Nun hat der Oberbürgermeister ein Zeichen gesetzt.

Leinfelden-Echterdingen - Unternehmer aus Leinfelden-Echterdingen haben am Donnerstagabend einen Blick in die neue Halle der Landesmesse geworfen. Die örtliche Industrie- und Wirtschaftsvereinigung (IWV)hat dazu eingeladen. Anlass war die jährliche Mitgliederversammlung der Vereinigung. Das Pikante: Von der Stadtverwaltung hat sich an diesem Abend niemand blicken lassen. Und das, obwohl Oberbürgermeister Roland Klenk zunächst sogar als Redner angekündigt war und in der Vergangenheit dieser Aufgabe auch immer gerne nachgekommen ist.

Darauf angesprochen, sagt Roland Klenk unserer Zeitung: „Ich wollte ein Zeichen setzen.“ Denn auf der derzeitigen Basis sei eine gute Zusammenarbeit mit dem IVW-Vorstand nicht mehr möglich. Die Regeln eines guten Miteinanders sollten schon eingehalten werden. Klenk, der künftig durchaus wieder an einem konstruktiven Dialog mit den Unternehmern interessiert ist, sagt: „Das war einfach zu viel.“ Und: „So kann es nicht weiter gehen.“

Die Gründe für den Streit liegen länger zurück

Zum Verständnis: Zwischen der IVW und der Verwaltungsspitze gibt es Streit. Dieser hatte begonnen, als es dem Rathauschef Ende 2016 – im zweiten Anlauf – gelungen war, den Gemeinderat zu überzeugen, die Gewerbesteuer zu erhöhen. Nachdem die Steuerart über zwei Jahrzehnte hinweg konstant war. Diese Auseinandersetzung hatte sich dann in diesem Frühjahr zugespitzt. Daniel Ludin, der neuer IWV-Vorsitzender werden will und sich am Donnerstagabend zur Wahl gestellt hat, hatte im März beim Unternehmerdialog, und damit bei einer Veranstaltung der Stadt, kein gutes Haar an der Verwaltungsspitze gelassen. Er hatte bemängelt, dass es unter anderem in Sachen Verkehrsbelastung in L.-E. nicht vorwärtsgehe. Er hatte diese Kritik im Rahmen einer Powerpoint-Präsentation mit Geldscheinen untermalt, die verbrannt werden. Dieses Verhalten wirkt bei Oberbürgermeister Klenk noch immer nach. „Das macht man einfach nicht, den Gastgeber so zu behandeln“, sagt er.

Der OB hatte Ludin daraufhin einen geharnischten Brief geschrieben. Er wirft dem IVW-Vorstand unter anderem Unsachlichkeit vor. „Auf eine Antwort warte ich bis heute“, sagt der Rathauschef unserer Zeitung. Zudem habe die IWV die bis dato gemeinsamen Gespräche mit der Verwaltung und dem Gemeinderat beendet und lieber einen Austausch mit einzelnen Stadträten gesucht. „Das war nicht abgesprochen“, sagt Klenk.

Unternehmer fordern Masterplan gegen den Stau in der Stadt

Carlheinz Weitmann, bis dato der IWV-Chef, sagt: „In den vergangenen Jahren war der Austausch mit der Stadt – insbesondere mit der Wirtschaftförderin Angelika Goldak – sehr positiv.“ Und: „Immerhin wurden unsere Sorgen angehört.“ Dass eine Unternehmervertretung sich gegen eine Anhebung der Gewerbesteuer starkmacht, liegt laut Weitmann in der Natur der Sache. „Wir fordern auch weiter ein Konzept, wie die Stadt in Zukunft aussehen soll“, sagt der Geschäftsmann. „Hier gibt es aber keine erkennbaren Aktivitäten“, erklärt er.

Auch gegen den Stau in der Großen Kreisstadt werde nur recht unkoordiniert vorgegangen. Die Stadt hätte laut Weitmann die Möglichkeit, den S-Bahn-Takt von 20 Minuten auf zehn Minuten zu verkürzen. „Das ist nicht umsonst zu haben“, sagt der Geschäftsmann. Die Stadt müsste sich an den Kosten beteiligen. Genug Geld sei vorhanden. Die Nord-Süd-Straße, also eine Ortsumfahrung zwischen Leinfelden und Echterdingen, die auch Steinenbronn mit der Autobahn verbindet, müsse vorangetrieben werden um die Ortskerne von L.-E. zu entlasten. Doch hier tue sich seit 20 Jahren nichts.

Dass der Oberbürgermeister nicht bei der IWV-Versammlung gesprochen hat, nimmt Weitmann sportlich. „Das nehmen wir so hin“, sagt er unserer Zeitung. Und: „Wir haben Stil genug, dies an diesem Abend nicht zu kommentieren.“