Seit fast fünf Jahren stehen diese Container auf dem Renault-Areal in Echterdingen. Sie waren das Zuhause von Geflüchteten aus bis zu 25 Nationen. Foto: Archiv Natalie Kanter

Bis zu 300 Menschen haben auf dem Echterdinger Renault-Gelände gelebt. Nun sind die letzten Bewohner ausgezogen, das Containerdorf wird abgebaut.

Leinfelden-Echterdingen - Nun werden die Mietcontainer, die seit fast fünf Jahren auf dem Renault-Gelände stehen und den Echterdinger Ortsausgang prägen, doch abgebaut. Die Stadt will so schnell wie möglich die Reste der einstigen Flüchtlingsunterkunft vollends zurückbauen und damit Platz machen, für die Busse des Unternehmens Friedrich Müller, wie Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sagt. Denn eigentlich wollte die Firma das Areal schon längst als Interimsabstellplatz nutzen. Ihre Busse rollen über die Filder und parken nach Betriebsschluss derzeit noch an der Max-Lang-Straße und auf der Busspur in Richtung Leinfelden.

Der Container-Abbau war wegen der Corona-Krise verschoben worden. Die Stadt wollte die einstige Großunterkunft für Asylsuchende – auf dem Areal hatten zu Hochzeiten der Flüchtlingsbewegung bis zu 300 Menschen gelebt – als mögliche Quarantäne-Unterkunft behalten. Nun aber sagt Kalbfell: „Wir haben festgestellt, dass sich die Container dafür nicht eignen.“ Denn wenn Menschen mit dem Corona-Virus infiziert sind, müssen sie strenge Quarantäne-Regeln einhalten. Heißt: Sie dürfen ihren Haushalt für eine bestimmte Zeit nicht verlassen. Das sei auf diesem Gelände nicht möglich, erklärt der Bürgermeister. Die Bewohner müssen dort ins Freie, um beispielsweise zu den Waschräumen zu gelangen. Zudem seien die Verbrauchskosten der Container, die schlecht isoliert seien, sehr hoch.

Die Stadt hatte den städtischen Grund 2015 an den Landkreis Esslingen verpachtet. Damals hatten sehr viele Menschen ihr Land verlassen, um nach Deutschland zu gelangen. Der Landkreis war, wie viele andere auch, verpflichtet, einer großen Zahl von Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Der Kreis ließ im Herbst 2015 auf dem Renault-Gelände dann ein Containerdorf errichten. Später kamen zwei Zelte hinzu. Die Arbeiterwohlfahrt kümmerte sich um die Bewohner. Sicherheitspersonal überwachte das Gelände.

Im Mai 2018 endete dann der Pachtvertrag zwischen der Stadt und dem Kreis. Die Stadt übernahm die Container, um dort Menschen mit Bleiberecht ein Quartier zu bieten. Bis zuletzt haben in den Containern, die Kalbfell, „nicht als die schönste städtische Unterkunft“ beschreibt, 20 bis 30 Leute gelebt: Flüchtlinge und auch andere Menschen, die sonst obdachlos wären. Doch auch diese Bewohner haben nun das Renault-Areal verlassen. Sie sind in eine Oberaichener Unterkunft gezogen. Dafür sind dort wiederum Leute ausgezogen, die teils bei Freunden und in privaten Wohnungen untergekommen sind. Insgesamt galt es 38 Umzüge zu organisieren.

Im Laufe des Juli sollen die Miet-Container von der zuständigen Firma abgeholt werden. Danach werden die FMO-Busse dort parken können. Die Fahrer können dort dann auch ihren Pkw abstellen, wenn sie ihren Dienst antreten. Auf dem Areal soll es für sie auch eine Toilette und eine Kaffeemaschine geben. An der Max-Lang-Straße haben derweil dann die Baustellen-Fahrzeuge mehr Platz zum Rangieren. Denn im Gebiet Schelmenäcker soll bekanntlich das Jugendhaus Areal neu gebaut und eine neue große Kita errichtet werden.