Der Handel darf wieder Produkte zum Abholen bereitstellen. (Symbolbild) Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Im Lockdown muss ein Großteil der Geschäfte geschlossen bleiben. Händler dürfen zwar liefern, doch für viele ist das kaum praktikabel. Die Landesregierung kommt ihnen nun ein Stück entgegen.

Stuttgart - Die Landesregierung in Baden-Württemberg will den Corona-Lockdown zwar verlängern, erlaubt aber vom kommenden Montag an wieder Abholangebote im Handel. Die Corona-Verordnung werde so geändert, dass der sogenannte Click&Collect-Service wieder möglich werde, sagte Regierungssprecher Rudi Hoogvliet am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Kunden könnten so im Internet oder per Telefon eine Ware bestellen, einen Abholtermin vereinbaren und die Ware selbst abholen. Der Handelsverband, der das wochenlang gefordert hatte, zeigte sich erfreut - auch wenn die Händler die Möglichkeit eigentlich dringend zu Weihnachten gebraucht hätten, wie Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann sagte.

Abholangebote waren im Südwesten im Zuge des Corona-Lockdowns über Weihnachten verboten worden, um lange Schlangen vor den Geschäften und somit zusätzliche Kontakte zu vermeiden. Händler durften aber selber liefern oder liefern lassen. Es gilt als sicher, dass der Lockdown über den ursprünglich geplanten 10. Januar hinaus verlängert wird. Das würde bedeuten, dass die meisten Händler - mit Ausnahme der Lebensmittelgeschäfte - ihre Geschäfte geschlossen halten müssen.

Hagmann: Argumentation für Abhol-Verbot nie verstanden

Hagmann sagte, man habe die Argumentation für das Abhol-Verbot nie verstanden. Den mit dem Rücken zur Wand stehenden Händlern auch noch diese Möglichkeit zu verweigern, sei hart gewesen. „Das hat unseren mittelständischen Unternehmen sehr geschadet“, sagte sie. Lieferungen seien „wahnsinnig aufwendig und wahnsinnig teuer“ gewesen. Hagmann geht davon aus, dass nun viele Geschäfte einen Abhol-Service anbieten werden, insbesondere viele Buchhändler, Spielwarengeschäfte oder auch Elektronikmärkte - eigentlich aber alles, was man nebenbei kurz abholen und mitnehmen könne, wenn man ohnehin in der Stadt sei.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) bezeichnete die Freigabe von Abholangeboten als „sehr erfreulich und überfällig“. „Damit kann das mit der Schließung verbundene Sonderopfer des Einzelhandels zumindest etwas abgemildert werden“, sagte sie. „Durch diesen Freiraum kann wenigstens ein kleiner Teil an Umsätzen im Lockdown generiert werden“, betonte auch der Präsident des Industrie- und Handelskammertages, Wolfgang Grenke.

Verlängerung des Lockdowns sei „wirklich katastrophal“

Hoffmeister-Kraut hatte sich stets für Abholangebote ausgesprochen. Vor Weihnachten war es deshalb auf offener Bühne zum Streit mit Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) gekommen, weil die Regierung damals noch eine andere Linie vorgegeben hatte.

Die Verlängerung des Lockdowns insgesamt bezeichnete Hagmann vom Handelsverband als „wirklich katastrophal“. Je länger er dauere, desto mehr endgültige Schließungen von Geschäften seien zu erwarten - im schlimmsten Fall etwa 12 000 in den kommenden zwei Jahren.