Der Mangel an Grundschullehrern entzweit die Ministerinnen. Foto: dpa

Nur jeder zweite Studierende aus dem Grundschullehramt kommt als Lehrer in den Schulen an. Kultusministerin Eisenmann und Wissenschaftsministerin Bauer machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.

Stuttgart - Der Mangel an Grundschullehrern führt zu erheblichen Differenzen zwischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Wissenschaftsministern Theresia Bauer (Grüne). Eisenmann hatte kürzlich moniert, dass 45 Prozent der Studierenden im Grundschullehramt niemals als Lehrer an den Schulen ankommen. Die Kultusministerin hatte die für das Studium zuständige Wissenschaftsministerin aufgefordert, zusammen mit den Pädagogischen Hochschulen dem Problem auf den Grund zu gehen „um im nächsten Schritt gemeinsam Maßnahmen zur Verringerung der Abbrecherquote auf den Weg bringen zu können.“

Das wertet Bauer als Vorwurf, den sie postwendend zurück gibt. In einem Brief an Eisenmann, der unserer Zeitung vorliegt, erklärt sie der „sehr geehrten Frau Ministerin“, die Aussage könne sie „so nicht stehen lassen“. Im wesentlichen, so Bauer, „gehen Lehramtsbewerber nach abgeschlossenem Hochschulstudium in der zweiten Phase der Lehrerbildung verloren“. Das ist das Referendariat und das liegt in der Verantwortung des Kultusministeriums.

Abbruchquote bei Lehramtsstudenten nicht höher

Durch die Aussage Eisenmanns entstehe der „falsche Eindruck“, die Studierenden würden ihr Hochschulstudium abbrechen. Da unterscheiden sich Lehramtsstudenten nicht von anderen Studierenden, legt Bauer dar. Etwas mehr als 20 Prozent würden sich an den Hochschulen „anderweitig orientieren“. Das belegt Bauer mit Zahlen. Sie listet Studienanfänger und Absolventen von 2007 bis 2017 im Lehramt auf, das damals noch Grund- und Hauptschule hieß, und kommt auf eine mittlere Absolventenquote von 78,1 Prozent.

Für Bauer „liegt der Schluss nahe, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer zum überwiegenden Teil entweder vor Aufnahme des Referendariats oder danach verloren gehen.“ Die Wissenschaftsministerin vermutet, dass die lange Wartezeit zwischen Studienabschluss im März und Beginn des Referendariats am 1. Februar des Folgejahres eine Ursache für die berufliche Neuorientierung sein könnte. Sie dreht den Spieß um und schreibt ihrer Kabinettskollegin Eisenmann: „Unser Haus hat Sie auf die bisher unvertretbar lange Wartephase hingewiesen. Ich vermute hier schnelles Optimierungspotenzial.“

Kultusministerin Eisenmann betont, sie habe keinerlei Vorwürfe gegen die Wissenschaftsministerin erhoben.