Die ehemalige Klinik Schillerhöhe wird zur Flüchtlingsunterkunft. Es grenzen die Kliniken Schmieder an. Foto: Jürgen Bach

In Gerlingen schlagen die Schulen Alarm: Aktuell müssen 67 ukrainische Jugendliche unterrichtet werden – Tendenz steigend. Es fehlen Lehrer und Räume. Werden die Kinder direkt auf der Schillerhöhe beschult?

Seit vergangenem Frühjahr hat sich die Zahl der in Gerlingen aufgenommenen Flüchtlinge nahezu verdoppelt. Aktuell leben nach Auskunft der Stadtverwaltung bereits 616 Geflüchtete aus verschiedenen Ländern in der Strohgäukommune. Allein rund 400 davon sind Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Für die Stadt ergibt sich daraus nicht nur ein massives Wohnraumproblem. Weil unter den Kriegsflüchtlingen viele Jugendliche und Kinder sind, kommen jetzt auch die Schulen an ihre Grenzen.

Wie berichtet, sollen in Gerlingen nun und 80 Geflüchtete in der seit Kurzem leer stehenden Klinik auf der Schillerhöhe einquartiert werden. Die ersten zehn Personen, erklärte Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) am Mittwochabend vor dem Gerlinger Gemeinderat, seien bereits in dem ehemaligen Krankenhaus angekommen. Für die Unterbringung in der Klinik stellt die Stadt außerplanmäßige Haushaltsmittel in Höhe von 100 000 Euro zur Verfügung. Nachdem der Landkreis zuletzt im September 64 Flüchtlinge der Strohgäukommune zugewiesen hatte, rechnet Oestringer für Oktober erneut mit einer „ähnlichen oder sogar höheren Quote“.

Immenser Anstieg an Flüchtlingskindern

Die anschwellende Flüchtlingswelle stellt zunehmend auch die Schulen vor Probleme: Dem „Glücksfall“, dass Gerlingen über ein derzeit leer stehendes Klinikgebäude verfügt, stehe der „Notfall“ in den Schulen gegenüber, betonte am Mittwoch SPD-Stadträtin Barbara Günther. Der immense Anstieg an schulpflichtigen Flüchtlingskindern führe dazu, dass „die Lehrer auf dem Zahnfleisch gehen“, warnte die Stadträtin.

Tatsächlich ist allein in der Gerlinger Realschule die dortige Vorbereitungsklasse bereits auf 42 Schüler und Schülerinnen angewachsen. „Weitere sechs sind angekündigt“, erklärt Schulleiter Eiko Schwalbe. Doch den Platz für so viel Schüler hat die Realschule derzeit nicht. Die Einrichtung wird seit drei Jahren generalsaniert.

„Wir müssen die Vorbereitungsklassen deshalb in der Breitwiesenschule beschulen“, erklärt Schwalbe. Diese sei drei Kilometer entfernt. Erschwerend kommt hinzu: Auch in der Grundschule sind ebenfalls schon 24 ukrainische Kinder in der Vorbereitungsklasse ebenfalls schon 24 Schüler. Neun weitere sind dort angekündigt. Insgesamt besuchen laut Stadtverwaltung aktuell 67 ukrainische Kinder und Jugendliche Gerlinger Schulen – Tendenz steigend. Schwalbe spricht auf diesem Hintergrund von einer „Riesenbelastung“ für die Lehrkräfte und einer großen organisatorische Herausforderung. „Manche Kinder können etwas Deutsch, andere gar nicht und manche kennen noch nicht einmal das lateinische Alphabet“, sagt der Schulleiter. Verstärkt werde sein Kollegium durch eine ukrainische Lehrkraft. Eine weitere stehe in Aussicht.

Plätz gäbe es auf der Schillerhöhe, aber das ist auch alles

Überlegungen, Flüchtlingskinder künftig auch direkt in der Klinik auf der Schillerhöhe zu unterrichten, bezeichnet Schwalbe als „schwierig“. Räumlich wäre dies zwar eine gute Lösung, doch widerspreche es dem Integrationsgedanken. „Wenn die Schüler das erste Deutsch gelernt haben, versucht man sie normalerweise in den normalen Klassen teilzuintegrieren.“ Wie diese Teilintegrierung angesichts der Menge an ukrainischen Schülern und der Raumproblematik funktionieren soll, sei noch völlig unklar. „Auch das Schulamt weiß aktuell noch nicht, wie es weitergehen soll.“

Auf dem Hintergrund der angespannten Lage in den Schulen, mahnte Stadträtin Günther im Gemeinderat an, Wege zu finden, die Lehrer zu unterstützen. „Das Schulamt kann keine zusätzlichen Lehrer zaubern“, so Günther. Sie denkt bereits an ehrenamtliche Helfer, die die Schulen unterstützen könnten.