Phil Spector unter Mordanklage während eines Gerichtsprozesses Foto: AFP/Gabriel Bouys

Die „Wall of Sound“ hat Phil Spector berühmt gemacht. Aber der Musikproduzent, der auch mit den Beatles gearbeitet hat, wurde tyrannisch und unberechenbar. Nun ist er im Gefängnis an Covid-19 gestorben.

Stuttgart - Die „Wall of Sound“, die Wand aus Klang, ist eines der bekanntesten Phänomene des Pop und Rock. Keine Luft mehr zu lassen, weder zwischen den Instrumenten untereinander noch zwischen Instrumenten und Stimmen, den Zuhörer völlig zu umfassen, das war die Idee des Produzenten Phil Spector, der damit zur Legende wurde. Natürlich ging es da um viel mehr als Klang, es ging um die Kontrolle des Zuhörers und der Künstler durch einen Metaschöpfer im Hintergrund, den Produzenten eben.

Musiker als Rohmaterial

In den Sechzigern klopften haufenweise Bands und Einzeltalente bei großen und kleinen Plattenfirmen an, Spector sah sie als Rohmaterial und Werkzeuge. Für ihn waren sie bloße Durchgangsleitungen seiner Vorstellungen, und am liebsten arbeitete er mit einer Truppe exzellenter Studiomusiker, der Wrecking Crew, deren Einspielungen er den jeweiligen Popstars unterschob. Mit den Ronettes, den Crystals, den Righteous Brothers, mit Ike & Tina Turner und vielen anderen schuf er Hits, beeinflusste das Denken und Handeln der Musikindustrie.

Ihm selbst taten Macht, Ruhm und die tägliche Praxis der Manipulation nicht gut, Spector wurde ein wunderlicher, anmaßender Tyrann. Er irrlichterte hin und her zwischen Rückzug aus der Branche und Comebacks mit Genieallüren. Im Februar 2003 kam dann die Schauspielerin Lana Clarkson in seinem Haus zu Tode. Nach zwei Prozessen wurde Spector 2009 unter anderem wegen Mordes verurteilt, und in der Haft ist er nun am 16. Januar 2020 im Alter von 81 Jahren gestorben.