LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter erwartet schwieriges Bankenjahr. Foto: Leif Piechowski

Die Sanierung der LBBW ist abgehakt. Jetzt will die Bank wieder wachsen. Vor allem im Firmenkundengeschäft. Die Landesbank will „eine der drei führenden Firmenkundenbanken Deutschlands werden“, betont LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter.

Die Sanierung der LBBW ist abgehakt. Jetzt will die Bank wieder wachsen. Vor allem im Firmenkundengeschäft. Die Landesbank will „eine der drei führenden Firmenkundenbanken Deutschlands werden“, betont LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter.

Stuttgart - Bodenständig, die Risiken fest im Blick, in der Region verwurzelt – so stellt Hans-Jörg Vetter die LBBW nach ihrer Radikalkur dar. „Unüberlegte Abenteuer“, verspricht der Vorstandschef, werde es „mit Sicherheit“ nicht geben. Vor fünf Jahren stand die Landesbank „am Rande des Abgrunds“, so Vetter. Seit 2009 hat sie 2500 Stellen abgebaut, die Bilanzsumme ist von 448 auf 274 Milliarden Euro geschrumpft. An Selbstüberschätzung und Größenwahn seien genügend Banken in den letzten Jahren fast oder tatsächlich gescheitert. Deswegen werde die LBBW beim Ausbau ihrer Geschäfte mit Augenmaß vorangehen.

2014 erwartet die Landesbank ein schwieriges Bankenjahr. Nach einem verhaltenen Start rechnet die Bank mit einem Vorsteuerergebnis auf Vorjahresniveau, sofern es keinen starken Konjunktureinbruch gibt oder keine unvorhergesehenen Marktturbulenzen eintreten. 2013 lag das Ergebnis vor Steuern bei 471 Millionen Euro.

Gegenwind spürt die Bank im Firmenkundengeschäft – ihrem wichtigsten Segment. Seit die Auslandsbanken wieder auf den deutschen Markt zurückgekommen seien, habe sich der Wettbewerb deutlich verschärft. Vetter spricht von einem ruinösen Wettkampf mit teilweise „nicht mehr vertretbaren Konditionen“, an dem sich die LBBW nicht beteiligen werde. In Baden-Württemberg sieht sich die Landesbank als „deutlicher Marktführer“ im Firmenkundengeschäft. Ziel sei, eine der drei führenden Firmenkundenbanken Deutschlands zu werden. Wachstumsmöglichkeiten im Mittelstandsgeschäft sieht die LBBW besonders in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

2013 hat der Firmenkundenbereich ein Ergebnis vor Steuern von 722 Millionen Euro erreicht nach 913 Millionen Euro im Vorjahr. Grund für den Rückgang war auch der Anstieg der Risikovorsorge im Kreditgeschäft auf 310 Millionen Euro. Das bereite noch keine Sorgen, denn die Risikovorsorge liege weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 400 Millionen Euro, betont Vetter. „Ab 400 Millionen wird es unangenehm“, so seine Einschätzung.

Im Privatkundengeschäft machen die niedrigen Zinsen, die Auflagen im Verbraucherschutz und die Konkurrenz der Online-Anbieter der Branche zu schaffen. Dennoch konnte die LBBW ihr Ergebnis vor Steuern leicht auf 100 Millionen Euro steigern. Auch wenn das Segment deutlich kleiner ist als der Firmenkundenbereich, betont Vetter die Bedeutung für die LBBW: „Das Privatkundengeschäft gehört sozusagen zu unserer DNA.“ Trotz der vergleichsweise hohen Kosten bleibe man aus Überzeugung eine Filialbank. Für Kunden, die nicht in die Filiale kommen wollen, werde man in absehbarer Zeit eine Beratung per Webcam anbieten. Die Kunden könnten sich dann von zu Hause aus am Computerbildschirm mit dem Berater unterhalten. Das soll auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten möglich sein.

Besorgt äußert sich Vetter über die wachsenden gesetzlichen Anforderungen. Fast 200 Mitarbeiter sind fast ausschließlich damit beschäftigt, die regulatorischen Anforderungen umzusetzen, angefangen von den Vorhaben im Verbraucherschutz bis hin zum Ausfüllen von Hunderten von Tabellen für die diversen Anfragen der Aufsichtsbehörden. Die Europäische Zentralbank (EZB) übernimmt im November die Aufsicht über die größten Banken Europas. Davor müssen sich alle einem Bilanzcheck unterziehen. Seit Mitte Februar hat die LBBW 50 externe Prüfer im Haus, die von der EZB beauftragt wurden. „Das ist schon eine Belastung, die da auf uns zukommt im Rahmen des Jahresabschlusses.“ Die Regulierungskosten beziffert der Vorstandschef für 2013 auf 150 Millionen Euro, in diesem Jahr kämen sicher noch 30 bis 40 Millionen hinzu. Darüber zu jammern sei aber nicht sein Ding, macht Vetter klar: „Es nützt nichts, gegen Sachen vorzugehen, die beschlossen sind.“

In diesem Jahr ist die LBBW zum ersten Mal seit der Finanzkrise wieder in der Lage, eine Dividende an die Eigentümer – Land, Sparkassenverband Baden-Württemberg sowie Stadt Stuttgart – zu zahlen. 72 Millionen Euro sind geplant. Außerdem will die LBBW heute die angekündigte eine Milliarde Euro an stillen Einlagen an ihre Träger zurückzahlen. Sie hatten das Institut 2009 mit fünf Milliarden Euro Kapital versorgt und einen Garantieschirm in Höhe von 12,7 Milliarden aufgespannt. Für die eigenen Altlasten – ohne die Papiere der SachsenLB – habe man den Garantieschirm „zu keinem Zeitpunkt in Anspruch nehmen müssen“, sagt Vetter. Verzichten könne die Bank darauf aber nicht, andernfalls würde sich die Eigenkapitalquote drastisch verschlechtern.