In Ehren ergraut: Harald Schmidt Foto: dpa

An diesem Samstag feiert Harald Schmidt im Stuttgarter Schauspielhaus sein Comeback als Comedian. Wer in „Echt Schmidt“ sein Sidekick wird, ist noch ein großes Staatstheatergeheimnis.

Stuttgart - Echt jetzt? Echt Schmidt? Ja, kein Vertun, an diesem Samstag betritt der Entertainer mit Vornamen Harald wieder die Showbühne. Still war es um Dirty Harry zwar nie, aber mit Live-Auftritten vor Publikum hielt sich der Mann, der fürs ZDF den Kreuzfahrtdirektor Schifferle auf dem „Traumschiff“ hinchargiert und für „Spiegel online“ täglich Video-Kolumnen produziert, strikt zurück. Jetzt aber hat die Abstinenz ein Ende: An diesem Samstag startet seine auf sechs Folgen angelegte Late-Night-Reihe „Echt Schmidt – die Show der ehrlichen Worte“ im Stuttgarter Schauspielhaus.

„Late Night“ ist, zeitlich gesehen, relativ: Die Show beginnt um 21 Uhr, wo vielleicht in Nürtingen – dort wurde Harald Schmidt in Schule und Kirche sozialisiert – die Gehwege hochgeklappt werden, aber nicht in Stuttgart. Die Performance dauert wie im Fernsehen rund sechzig Minuten und wird vom Bühnenbild der „Italienischen Nacht“ umrahmt, das da sowieso schon aufgebaut ist, weil das Horváth-Stück am Tag drauf auf dem Programm steht. Eine „g’schickte“ Fügung, wie der sparsame Schwabe sagt, als der sich Schmidt versteht, der für großes technisches Bohei „am Staatstheater kein Geld rausschmeißen will“.

Der Sidekick reist ökologisch korrekt an

Das Sparen gilt auch für den Sidekick, den sich der Comedian einlädt. Wer es sein wird, ist noch ein großes Staatstheatergeheimnis. Fest steht, dass der Buddy zum Auftakt nicht aus New York, Berlin oder sonstwo eingeflogen wird, sondern ein Hiesiger sein wird, der ökologisch korrekt zu Fuß oder mit dem Rad das Theater erreichen kann, ohne dass ihm die Puste für Pointen ausgeht. Schlagfertigkeit sollte der Sidekick schon mitbringen, um neben Schmidts Schwertgosch bestehen zu können. In seiner Stand-up-Comedy will er sich alles vorknöpfen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wie damals im Ersten und bei Sat 1, als er zum Late-Night-König aufstieg, bevor er im Bezahlsender Sky unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Abdankung vollzog.

„Ein bunter Abend für Abgehängte“ lautet das Motto des ersten Abends, ein Verlierer-Titel, der sich auch auf die Horváth-Inszenierung beziehen dürfte, zwischen deren Biertischgarnituren der Comedian über die Welt und eher nicht über Gott lästert. Die Abgehängten sind darin die Sozialdemokraten, die in der Endphase der Weimarer Republik so mit ihrer Selbstzerfleischung beschäftigt sind, dass sie nicht merken, wie die Nazis aufrüsten. Ob da auch der Spaß für Schmidt aufhört? Anders als sein Zögling Jan Böhmermann, den die ernsten Zeiten zum Aktivisten geläutert haben, legt der Altmeister des Entertainments die Maske aus Ironie, Sarkasmus und Zynismus ja nur selten ab. Mal sehen, was er zur AfD sagt.  

Hier können Sie unser Video-Interview mit Harald Schmidt vom Juni in voller Länge sehen: