Ja, den G-Punkt gibt es wirklich. Nur ist er nicht unbedingt so toll, wie vor allem Männer denken, meint unsere Kolumnistin. Foto: stock.adobe.com

Um keine Körperzone der Frau weht mehr Mythos als um den G-Punkt. Unsere Kolumnistin Claudia Huber erklärt im Interview, was es damit auf sich hat – und warum der Hype darum vor allem männergemacht ist.

Stuttgart - Ja, es gibt in tatsächlich. Der G-Punkt, oder die Gräfenberg-Zone, ist keine zweite Klitoris und auch eher eine Fläche als ein Punkt. Für diejenigen, die sich Wunder von ihm erhoffen, habe ich also schlechte Nachrichten: Der G-Punkt ist kein Orgasmus-Turbo. Dass so viel Welle darum gemacht wird, haben wir vor allem den Männern zu verdanken, aber dazu später mehr.

Der G-Punkt ist im Grunde eine rudimentäre Prostata, und jede Frau hat ihn. Bei den meisten liegt er weiter vorne in der Vagina, bei manchen befindet er sich aber auch etwas tiefer drin. Das Drüsengewebe ist an der etwas raueren Textur ertastbar und hat in erregtem Zustand die Form einer kleinen Nuss oder eines kleinen Eis. Wer es anatomisch noch genauer wissen will, dem empfehle ich das Buch „Weibliche Ejakulation und der G-Punkt“ von Deborah Sundahl.

„Oh, oh – ich muss gleich auf die Toilette!“

Wo wir jetzt wissen, dass der G-Punkt kein Mythos ist, auch wenn das noch vereinzelt behauptet wird: Was jetzt mit ihm anfangen, wenn er gefunden ist? Nicht alle Frauen empfinden Berührungen gleich oder gleich intensiv. Manche Frauen berichten, dass es einfach nur schmerzhaft ist, ihn zu berühren, für andere ist er einfach eine weitere Lustzone und wieder andere schwören auf ihn.

Was häufig passiert, wenn man erstmals auf seinen G-Punkt stößt, ist das Gefühl: „Oh, oh – ich muss gleich auf die Toilette!“ Keine Panik, es kann sich trotzdem lohnen, ihn kennenzulernen. Aber das geht anders, als viele sich das vorstellen.

Ein Artefakt der Pornoindustrie

Der Hype um den G-Punkt ist auch ein Artefakt der Pornoindustrie. Eine Fantasie von Männern, die Frauen in Wallung bringen wollen, in dem sie mit dem Penis besonders schwungvoll umgehen. So funktioniert die Sexualität vieler Frauen aber nicht. Genitalverkehr ist für viele denkbar ungeeignet, den G-Punkt zu stimulieren. Passen die Genitalen der Partner jedoch gut zusammen und findet man eine Stellung, in der Mann den G-Punkt berührt, kann das jedoch trotzdem klappen.

Beim G-Punkt reichen oft schon ganz sanfte Berührungen. Trotzdem empfehle ich, sich mit einem Partner gemeinsam auf die Suche zu begeben. Denn es gibt Frauen, für die dieser Bereich der Lust sehr wichtig ist. Aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass er nicht die einzige Körperzone ist, die beim Sex zufriedenstellt. Und das sollte auch in den Köpfen der Männer ankommen.

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