Der Eisprung ist ein entscheidender Moment im weiblichen Zyklus. Foto: imago images/ingimage

Ohne ihn geht eigentlich gar nichts: den Eisprung. Was genau dabei im Körper passiert, ob Frau ihn wirklich spüren kann und warum der richtige Zeitpunkt für Sex entscheidend ist, erklärt die Stuttgarter Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Stuttgart - Der eigentliche Eisprung dauert nicht lange, ist aber dennoch von großer Bedeutung. Ohne ihn – und natürlich einem flinken Spermium – gibt es keine Schwangerschaft. Daher ist dieser kleine Vorgang während des weiblichen Zyklus so entscheidend. Und doch wissen die wenigsten Frauen wirklich etwas darüber.

Was passiert bei einem Eisprung?

Die Ovulation, wie man den Eisprung medizinisch nennt, findet in der Regel in der Mitte des Monatszyklus statt. Ob aber am zwölften oder 17. Tag ist dabei egal und kann von Frau zu Frau und Monat zu Monat unterschiedlich sein. Gesteuert werden die Vorbereitungen von der Hypophyse, die Botenstoffe ausschüttet. Dann beginnt einer der Eierstöcke zu arbeiten. Aus dem Bestand von Eiern reifen pro Zyklus einige in Follikeln heran. Am Ende wird jedoch nur ein einziges von ihnen aus dem Eierstock gestoßen.

Gut zu wissen: Frauen besitzen mit ihrer Geburt eine feste Anzahl an Eizellen (etwa zwei Millionen). Wie viele dann nach der ersten Regelblutung jeden Monat heranreifen ist unterschiedlich, aber eines ist sicher: Die Eizellen können, im Gegensatz zu Spermien, nicht nachproduziert werden. Weder hormonelle Verhütungsmittel, Gesundheit oder Lebensstil können an der kontinuierlichen Verringerung der Eizellen und ihrer Qualität etwas ändern.

Zudem wird kurz vor dem Eisprung vermehrt Östrogen produziert, was Scheide und Gebärmutterhals spermienfreundlicher macht und die Gebärmutter selbst optimal auf ein befruchtetes Ei vorbereitet.

Stimmt die Hormonkonstellation, dann springt das reife Ei. Genauer gesagt verlässt es ohne Follikel den Eierstock und wird sofort von den Fingern des Eileiters aufgenommen. Und ab jetzt gilt es; eine Eizelle ist nur für wenige Stunden befruchtungsfähig. Wer schwanger werden möchte, sollte spätestens jetzt Sex haben. Aber keine Sorge, da Spermien bis zu sechs Tage im weiblichen Körper überleben können, reicht für eine Befruchtung auch Geschlechtsverkehr ein paar Tage zuvor.

Was geschieht alles danach?

Wurde die Eizelle tatsächlich befruchtet, dann kapselt sie sich sofort ab und wandert etwa fünf Tage lang durch den Eileiter in die Gebärmutter. Daher gibt es zu diesem Zeitpunkt auch noch die Möglichkeit einer sogenannten Notfallverhütung, also der Pille danach.

Der Follikel im Eierstock bildet sich zum sogenannten Gelbkörper, der die Gebärmutter auf eine mögliche Einnistung vorbereitet und am Anfang die Schwangerschaft unterhält. Nach der Einnistung bildet er sich dann zurück und hinterlässt eine kleine Narbe. Daher sieht der Eierstock ähnlich aus wie eine Mandel, mit vielen kleinen Einkerbungen. Eine Frau, die noch keinen Eisprung hatte, besitzt daher glatte Eierstöcke.

Kam es zu keiner Befruchtung, dann lösen sich die Eizelle und der Gelbkörper einfach auf und werden zusammen mit der Gebärmutterschleimhaut bei der nächsten Periode ausgeschieden.

Kann man den Moment des Eisprungs spüren?

Einige Frauen berichten davon, dass sie einen einseitigen stechenden Schmerz im Unterleib spüren. Das kann natürlich sein, da der Eierstock aufreißt und Schmerzrezeptoren anspringen können. Frauen, die sich selbst viel beobachten, werden ihn vermutlich eher spüren.

Auch eine leichte Blutung nach dem Eisprung, ein Spannungsgefühl in der Brust oder der veränderte Zervixschleim sind sicht- und spürbare Anzeichen dafür, dass der Eisprung stattfindet. Die meisten Frauen bemerken ihren Eisprung allerdings gar nicht.

Welche Ursachen gibt es, warum es zu keinem Eisprung kommt?

Außerdem sei gesagt, dass nicht jede Frau in jedem Zyklus einen Eisprung hat. Man geht davon aus, dass es pro Jahr nur etwa acht bis neun Eissprünge sind. Eine regelmäßige Monatsblutung ist daher kein sicheres Anzeichen für eine Ovulation.

Kommt es tatsächlich mehrfach hintereinander zu keinem Eisprung, kann dies mehrere Gründe haben. In vielen Fällen ist es der Hormonhaushalt, mit dem etwas nicht stimmen kann. So kann beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion bestehen, die eingestellt werden sollte. Auch zu viele männliche Hormone sorgen dafür, dass es zu keinem Eisprung kommt. Seltener kommt hingegen vor, dass direkt mit der Hypophyse oder dem Hypothalamus etwas nicht stimmt.

Auch der Beginn der Wechseljahre kann ein Grund sein. Denn wir müssen immer daran denken: Unsere Eizellen sind immer so alt wie wir – egal wie jung wir uns fühlen.

Hier geht es zur Übersicht unserer Kolumne „Lasst uns über ... reden“: Über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick.