Studien belegen aber, dass viele ältere Beschäftigte produktiver sind als Jüngere. Foto: dpa

Unternehmen können etwas gegen den Fachkräftemangel tun – und sollten dabei auch auf Langzeitarbeitslose setzen, meint Wirtschaftsredakteurin Kerstin Ruchay.

Stuttgart - Es ist blamabel. Seit Jahren jammert die Wirtschaft, dass es zu wenig Fachkräfte gibt und sich der Mangel auf die Geschäfte der Unternehmen auswirkt. Sogar die Berater der Bundesregierung, die Wirtschaftsweisen, schlagen Alarm. Sie haben deshalb ihre Konjunkturprognose deutlich nach unten korrigiert.

Es gibt qualifiziert Arbeitnehmer mit Erfahrung, die aber nicht gefragt sind

Dabei gibt es durchaus Arbeitnehmer, die qualifiziert sind, viel Erfahrung mitbringen, auf dem Arbeitsmarkt aber nicht gefragt sind. Die Rede ist von Langzeitarbeitslosen jenseits der 50. Selbst in wirtschaftlich guten Zeiten profitiert diese Gruppe nicht vom Aufschwung. Das mag vielleicht daran liegen, dass sie im Vergleich zu Jüngeren teurer und nach Jahren der Arbeitslosigkeit schwerer zu integrieren sind. Arbeitslosigkeit verändert die Menschen. Wer nach zig Bewerbungen nur Absagen oder befristete Jobs bekommt, wird frustriert und demotiviert. Langzeitarbeitslose müssen mit Vorurteilen kämpfen und trauen sich am Ende immer weniger zu. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass ihnen auch die Arbeitgeber immer weniger zutrauen.

Letztlich müssen beide Seiten Mut zeigen und Abstriche machen – auch wenn Langzeitarbeitslose allein das Fachkräfteproblem nicht lösen können. Ältere Arbeitslose sollten auf ihre Erfahrung und Routine bauen. Wer jahrelang im Geschäft war, kann Entwicklungen besser einschätzen und vernünftig auf Herausforderungen reagieren. Um wieder Fuß zu fassen, lassen sich nicht alle Gehaltsvorstellungen realisieren. Womöglich müssen sie den Wohnort oder die Branche wechseln. Aber auch bei Arbeitgebern ist ein Umdenken gefragt: Den Wunschkandidaten gibt es nicht immer auf dem Arbeitsmarkt. Studien belegen aber, dass viele Ältere produktiver sind als Jüngere. Man muss ihnen nur eine Chance geben.

kerstin.ruchay@stzn.de