Während die Zahl der Langzeitarbeitslosen insgesamt deutlich zurückgeht, entspannt sich die Lage für die Generation 50 plus nicht Foto: dpa

Wer in Deutschland zur Generation 55 plus gehört und zu den Langzeitarbeitslosen zählt, hat weniger Chancen, eine Stelle zu finden. Das hat auch mit Vorurteilen zu tun.

Stuttgart - Die Bilanz ist ernüchternd: In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Menschen gestiegen, die jenseits der 55 Jahr-Grenze sind und seit einem Jahr oder länger keinen Job haben. Während die Zahl der Langzeitarbeitslosen insgesamt deutlich zurückgeht, entspannt sich die Lage für die Generation 50 plus nicht. 2008 gehörten knapp 18 Prozent der Langzeitarbeitslosen zu dieser Altersgruppe. Heute sind es fast 30 Prozent.

Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) gibt es 227000 Langzeitarbeitslose, die 55 Jahre und älter sind. Arbeitsmarkt-Experten sagen die Zahl liege deutlich höher. „Hinzu kommen noch etwa 170 000 Erwerbslose ab 59 Jahren“, sagte Lena Becher von der Hochschule Koblenz. „Sie fallen aus der Statistik, sind de facto aber weiterhin Langzeitarbeitslose, die auch Hartz IV beziehen. Das ist ein Skandal.“ Die BA bestätigt die Zahlen und verweist auf eine Regelung, die es seit 2009 ermöglicht, diese Langzeitarbeitslosen in eine anderen Statistik auszulagern.

Arbeitsmarkt-Experte: „Da werden oft die Falschen ausgesiebt“

„Unternehmen fürchten, dass es Langzeitarbeitslosen an Motivation mangele. Das ist eines der größten Vorurteile“, sagte der Arbeitspsychologe Thomas Rigotti von der Uni Mainz. Zwei Drittel der Arbeitgeber würden insbesondere älteren Bewerbern deshalb erst gar keine Chance geben. „Da werden oft die Falschen ausgesiebt.“

Landeswirtschaftsministein Nicole Hoffmeister-Krauth (CDU) fordert deshalb, ältere Langzeitarbeitslose zu unterstützen. Es sei trotz der derzeit guten Konjunkturlage und der niedrigen Arbeitslosigkeit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, möglichst allen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. „Gerade angesichts des Fachkräftemarkts appelliere ich an die Firmen, älteren Menschen Chancen zu eröffnen und von deren Erfahrungsschatz zu profitieren“, sagte sie.