Kartoffeln mögen Temperaturen zwischen 16 und 27 Grad. Die vergangenen Sommer waren deutlich wärmer. Was tun? Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Weil die Sommer heißer werden, müssen die Gemüselandwirte wohl oder übel auf hitzeresistentere Kartoffelsorten setzen. Dem Kunden ist das allerdings nicht immer leicht zu vermitteln, wie eine Bauernfamilie aus Filderstadt erzählt.

Filderstadt - Auf ihrem Hof in Sielmingen baut die Familie Alber seit fünf Generationen Kartoffeln an. Um das auch noch weiterhin zu können, trotz Klimawandel, haben die Albers in den vergangenen Jahren in Beregnungstechniken und ein Kühllager investiert. „Mein Sohn möchte jetzt in den Hof einsteigen. Von dem her hoffe ich, dass wir noch einige Jahre lang Kartoffeln auf den Fildern anbauen können“, sagt Steffen Alber. Der 42-Jährige betreibt mit seiner Familie, seinen Eltern und seinen beiden Brüdern und deren Familien den Gemüsehof in Sielmingen. Da die Jahre 2018 und 2019 sehr trocken waren, mussten die Albers ihre Kartoffelfelder zweimal bewässern. „Das bedeutet, wir beregnen einen Quadratmeter Feld mit 20 Liter Wasser“, erklärt Steffen Alber. Diese Maßnahmen bedeuten vor allem eines: „Wir haben einen höheren Pflegeaufwand, der sich jedoch für unsere Produkte lohnt“, sagt Steffen Alber, der seine Kartoffeln größtenteils ohne Herbizide, also Unkrautbekämpfungsmittel, anbaut.

Der Tipp lautet: andere Sorten wählen

Zudem wachsen auf den Feldern der Albers seit einigen Jahren Sorten, die sich gegen die Sonne besser schützen können. Doch diese Umstellung stößt nicht immer auf Freude bei den Kunden. „Wenn jemand sein ganzes Leben mit einer Sieglinde gekocht hat, dann möchte der immer eine Sieglinde, auch wenn wir die aufgrund der Klimaveränderungen weniger anbauen“, sagt Steffen Alber. Meistens versuche er, diesen Kunden andere Sorten zu empfehlen, die oftmals sogar besser seien. Jedoch seien manche Kunden „beratungsresistent“, wie sein Vater Erich Alber schmunzelnd hinzufügt.

Einer, der den Landwirten in der Region mit Rat und Tat zur Seite steht, ist Mark Mitschke vom Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn. „Wir und die Kartoffeln müssen reagieren“, sagt Mitschke. Kartoffeln mögen Temperaturen zwischen 16 und 27 Grad, so der Experte. Da es jedoch in den vergangenen Sommern oft heißer war, müssen die Kartoffeln sich verändern. „Vor allem die Spätkartoffeln müssen laubstärker werden. Denn dadurch bekommen sie mehr Schatten und können die heißen Temperaturen im Sommer besser überstehen“, sagt Mitschke. Das bedeute, die Kartoffelbauern müssen eher die laubstarke Sorte Antonia anpflanzen, und weniger die laubarme Sorte Belana.

Der Filderboden hat bisher gut Wasser speichern können

Wer also Kartoffeln anbauenmöchte, sollte sich informieren. „Viele Bauern müssen sich überlegen, wie viel sie in eine Beregnungsanlage investieren möchten. Ob es sich in ihrem Gebiet überhaupt lohnt und ob dadurch mehr Arbeitszeit entsteht oder nicht“, sagt Mitschke. Da die Filderböden aus Löss-Lehm bestehen, musste hier laut dem Experten bis vor wenigen Jahren noch nicht beregnet werden. „Die Filderböden haben viel Wasser gespeichert, doch das ändert sich jetzt auch.“ Für die Zukunft ist er aber optimistisch. „Ich glaube, dass der Kartoffelanbau auf den Fildern auch in den kommenden Jahren auf jeden Fall noch möglich ist.“ Jedoch gehe das nicht von allein. „Wir müssen uns Gedanken machen und die Kartoffeln zum Beispiel früher pflanzen.“