Auf den Fildern gibt es zahlreiche Streuobstwiesen. Doch ihre Pflege ist ein Kraftakt. Foto: Archiv Thomas Krämer

Immer weniger Menschen wollen eine Obstbaumwiese pflegen. Denn es ist eine echte Mühsal, die kaum Geld bringt. Axel Ramsperger aus Filderstadt erklärt, warum er seine Freizeit trotzdem dafür opfert.

Bonlanden - Die Handgriffe sitzen: Erst entfernt Axel Ramsperger mit der Sense das grobe Gestrüpp unter den Bäumen, dann folgt der Feinschliff mit der Motorsense. So schafft er jedes Jahr im Juli freie Sicht unter den Bäumen – und die ist nötig, damit die heruntergefallenen Äpfel auch alle geerntet werden können. Trotz aller Routine bleibt dieses sogenannte Ausmähen eine zeitaufwendige Sache: Fünf bis zehn Minuten braucht Ramsperger pro Baum – und er hat 80 Stück auf dem Sonnenhof in Bonlanden, den er seit Jahrzehnten bewirtschaftet. 15 Hektar Fläche umfasst das Grundstück an der Bundesstraße, was in etwa der Größe von 20 Fußballfeldern entspricht. In guten Jahren werfen die Bäume mehrere Tonnen Äpfel ab.

Mit der Ernte alleine ist es aber längst nicht getan. „Bei einer Streuobstwiese gibt es das ganze Jahr über was zu tun“, sagt Ramsperger. Zu Jahresbeginn werden Äste und Totholz weggeräumt. Im Sommer mäht Ramsperger dann das Gras, lässt es trocknen und presst es zu Ballen. „Da muss ich immer eine Woche Urlaub nehmen, anders geht es nicht.“ Im Spätsommer folgt die Ernte. „Oft können wir gar nicht alles aufsammeln, was herunterfällt“, sagt Ramsperger. Die ganze Familie sei dann an mehreren Samstagen im Einsatz. Fünf Personen schafften in fünf Stunden eine Tonne Äpfel, die dann zu Saft weiterverarbeitet werden. Reich werde man damit übrigens nicht, pro Tonne bekomme er 100 Euro: „Das steht in keinem Verhältnis zur geleisteten Arbeit. Viele wissen gar nicht, wie viel Aufwand dahintersteckt.

Auf die Wiese statt ins Freibad

Warum nimmt er dennoch all die Mühsal auf sich? „Das ist mein Hobby, unter finanziellen Aspekten darf man das nicht sehen“, sagt Ramsperger, der seine Samstage immer der Wiese widmet. „Das ist mein Ausgleichstag, um den Kopf freizubekommen. Ich verbringe meine Freizeit auf dem Hof.“ Und das schon seit seiner Jugendzeit: „Als Kind hat es mich manchmal noch genervt, als mich meine Eltern zur Ernte mitgenommen haben, während die anderen ins Freibad sind. Inzwischen ist es aber in Fleisch und Blut übergegangen“, sagt Ramsperger, der die Wiesen von seinen Eltern übernommen hat und den anliegenden Sonnenhof 1994 gebaut hat. Von der Landwirtschaft leben könne man allerdings nur als wirklich großer Betrieb, sagt Ramsperger. Attraktiver könnte die Bewirtschaftung der privaten Wiesen aus seiner Sicht durch eine bessere Bezahlung von regional produziertem Saft werden: „Der Verbraucher stimmt mit seinem Kaufverhalten ab.“ Da eine solche Veränderung aber nur schwierig zu erreichen sei, plädiert Ramsperger zudem für eine höhere finanzielle staatliche Förderung: „Das ist einfach nötig als Ausgleich für die völlig unlukrative Arbeit.“

Höhere Preise für regional produzierte Säfte?

Nicht viel hält Axel Ramsperger dagegen von dem Vorschlag, die Bewirtschaftung durch die Umwandlung in Freizeitwiesen mit Feiermöglichkeiten attraktiver zu machen. „Das ist der falsche Weg. Denn Hütten und Partys führen zur Verunreinigung des Grases, das als Futter für die Tiere dann nicht verwertbar ist.“ Zudem lehnt er die Verwendung eines Rasenmähers ausdrücklich ab: „Der verbreitet Abgase und sorgt dafür, dass viel weniger blüht. Dieser Trend ist für die Natur nicht gut.“ Stattdessen setze er unter jedem Baum von Hand mit der Sense an: „Wenn ich es mache, dann richtig. Auch wenn es zeitaufwendig ist.“