Steigen die Fahrpreise im VVS? Diese Frage wird kontrovers diskutiert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im Ringen um eine Nullrunde bei den VVS-Fahrpreisen sind die Landräte aus Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Waiblingen mit dem Angebot des Landes nicht zufrieden. Eine Tariferhöhung um 1,9 Prozent sei deshalb unvermeidbar. Land und Stadt widersprechen.

Stuttgart - Für die Landräte im VVS reicht das Zuschussangebot des Landes nun doch nicht aus, um auf eine Fahrpreiserhöhung zum 1. April 2020 zu verzichten. „Nachdem die anfangs angebotene dauerhafte Mitfinanzierung des Landes nicht aufrechterhalten wurde, ist eine moderate Tariferhöhung um 1,9 Prozent unvermeidbar“, erklärten Roland Bernhard (Kreis Böblingen), Heinz Eininger (Kreis Esslingen), Rainer Haas (Kreis Ludwigsburg) und Richard Sigel (Rems-Murr-Kreis). Das Land und die Stadt Stuttgart reagierten mit Unverständnis und Bedauern auf die Erklärung. „Es ist enttäuschend, dass die Landräte ihre Position gewechselt haben“, sagte OB Fritz Kuhn (Grüne), der auch Aufsichtsratsvorsitzender des VVS ist. Wie Kuhn verwies ein Sprecher des Verkehrsministeriums darauf, dass das Land ein „gutes Angebot“ vorgelegt habe. Es sei bedauerlich, dass die Landräte dies ausschlagen wollten.

Vorstoß von Minister Hermann

Vor zwei Wochen hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) angekündigt, dass er eine Nullrunde im VVS befürworte und sich das Land an den Mindereinnahmen von zehn Millionen Euro beteiligen würde. Daraufhin hatten Vertreter der Stadt, des Landes und der Kreise am Dienstag einen Vorschlag erarbeitet. Danach hätte das Land für die nächsten fünf Jahre etwa ein Drittel übernommen, also rund 3,15 Millionen Euro pro Jahr. Den Rest hätten sich Stuttgart und die vier Kreise im Verhältnis von 45 zu 55 Prozent geteilt. Auf die Kreise kämen jährlich 3,47 Millionen, auf Stuttgart 2,84 Millionen Euro zu. Damit sei auf ihrer Forderung, dass das Land dauerhaft die Hälfte der Mindereinnahmen übernimmt, nicht eingegangen worden, begründeten die Landräte am Freitag ihr Nein. Dies wies ein Sprecher Hermanns zurück. „Die Behauptung der Landräte ist falsch, dass es vom Land kein Angebot für eine dauerhafte Unterstützung gegeben habe. Genau dieses hat der Minister den Landräten schriftlich angeboten“, sagte er.

Ministerium widerspricht

Nach der VVS-Tarifzonenreform und dem damit verbundenen Verzicht auf eine Tarifsteigerung in diesem Jahr gefährde eine weiter Unterfinanzierung aber die Investitionen in den Nahverkehr, so die Landräte. „Dafür geben die vier Kreise jährlich mehr als 150 Millionen Euro aus. Für weitere Rabattaktionen ist daher ohne dauerhafte Beteiligung des Landes kein Raum“, erklären sie. Eine Preissteigerung würde ab 1. April 2020 gelten. In den nächsten Wochen werden der Gemeinderat, die Kreistage und der VVS-Aufsichtsrat darüber entscheiden.