Diese Drogenpäckchen waren in einem Audi A6 nach Karlsruhe geschmuggelt worden. Foto: Polizei

Das Landgericht Stuttgart hat neun Männer zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Bande wollte 40 Kilo Heroin verkaufen, dummerweise an einen Polizisten.

Stuttgart - „Es überrascht mich auch nach vielen Jahren noch, für wie dumm uns manche Angeklagten halten“, sagt Ute Baisch, Vorsitzende Richterin der 5. Strafkammer des Landgerichts. Die Aussage der erfahrenen Richterin ist auf so manche Aussage in einem der größten Drogenprozesse der letzten Zeit gemünzt. Am Dienstag hat die 5. Strafkammer neun Männer im Alter von 33 bis 52 Jahren wegen Drogenhandels im großen Stil verurteilt.

Der Hauptangeklagte wurde mit elf Jahren Gefängnis belegt, der zweite Drahtzieher der Gruppe mit zehn Jahren. Die weiteren Strafen liegen zwischen viereinhalb und sieben Jahren.

So ungefähr stellt man sich einen TV-Krimi vor. Die Polizei bekommt einen Tipp, installiert einen verdeckten Ermittler als angeblichen Drogenkäufer, stattet ihn mit dem notwendigen Geld aus – und lässt die Bande in der Folge hochgehen.

Tipp aus Spanien

Im April 2016 hatte ein Polizeibeamter des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg einen hochinteressanten Hinweis bekommen. Der Mann war zum Erfahrungsaustausch zu seinen Kollegen nach Spanien gefahren. Er hinterließ seine Handynummer. Und tatsächlich: Ende April meldete sich ein Mann, der mit ihm über Drogengeschäfte im großen Stil verhandeln wollte. Man könne Kokain und vor allem Heroin im Kilobereich liefern. Der Ermittler stimmte einem Treffen in Stuttgart zu, um die Modalitäten zu besprechen.

Bei dem Treff ließen ihn einige der Angeklagten wissen, es seien 300 Kilo Heroin zur Auslieferung bereit. Der verdeckte Ermittler vereinbarte mit den Männern, er würde 40 Kilogramm für eine Million Euro abnehmen. Der Straßenverkaufswert des Stoffs hätte bei rund zehn Millionen Euro gelegen. Es folgten weitere Treffen, die Fahnder zapften die Telefone der Verdächtigen an.

80 Päckchen Heroin im Audi versteckt

Bei einem erneuten Treffen im Mai 2016 in Antwerpen wollten die Drogenlieferanten sehen, ob der angebliche Abnehmer solvent ist. Dafür hatte ihn das LKA mit einer Million Euro, mit sogenanntem Vorzeigegeld, ausgestattet.

Nun ging alles seinen Gang. Das Rauschgift war offenbar in einer Garage in Rotterdam gelagert. Von Wuppertal aus startete ein Kurier mit dem Transportfahrzeug.

In der Garage in Rotterdam wurden dann 80 Päckchen Heroin in einen schwarzen Audi A6 verbaut, wie es im Fachjargon heißt. Dann ging die Fahrt nach Karlsruhe. Der Audi wurde dabei von einem BMW begleitet. Schließlich wollten die Haupttäter sicherstellen, dass die Kuriere die Finger von den Drogenpäckchen ließen. Als die Drogenkuriere in der Halle in Karlsruhe ankamen und den Stoff aus dem Audi holten, lief eine Kamera der Polizei mit. Es folgten die Festnahmen in Karlsruhe und parallel dazu in Antwerpen.

Gericht glaubt an Hintermänner

Zu Beginn des Prozesses Mitte Januar dieses Jahres hatten sich alle neun Angeklagten aufs Schweigen verlegt. Im Laufe der Zeit machten einige Angaben. Der 39-jährige Hauptangeklagte, ein berufsloser Türke aus dem belgischen Gent, ließ wissen, er habe eigentlich nur für einen anderen Angeklagten vermittelt. Mit dem Drogendeal an sich habe er nichts zu tun. So oder so ähnlich hörte sich das auch bei anderen Angeklagten an. Allerdings hatte ein 33-jähriger Türke, ebenfalls aus Gent, bereits bei der Polizei Angaben gemacht.

„Wir gehen davon aus, dass es Personen im Hintergrund gibt, die den Hauptteil des Drogengeldes abgegriffen hätten“, sagt Richterin Baisch. Schließlich habe der Hauptangeklagte nicht das Leben eines reichen Drogenbarons südamerikanischer Prägung geführt.