Bekannte Gesichter auf dem Landespresseball in Stuttgart. Foto:LichtgutGenießen den Ball: OB Kuhn mit Gattin Waltraud Ulshöfer und die neue Miss Baden-Württemberg: Anahita Rehbein aus Stuttgart mit Begleitung Foto:  

Zum 58. Mal haben sich Politiker und Medienleute beim Stuttgarter Presseball in der Liederhalle aufs Tanzparkett begeben. Für Stargast Rainhard Fendrich war der Ball quasi eine Premiere. Und das als Wiener.

Stuttgart - „Er hat nen Hintern wie Apollo, in seinen Hüften schwingt Elan“: Ersteres kann man unter der Smokingjacke nicht recht erkennen, aber letzteres bewies Ministerpräsident Winfried Kretschmann als „Eintänzer“ auch beim diesjährigen Landespresseball. Der Eröffnungswalzer des MP gehört zu den Ritualen des Balls, dessen 58. Ausgabe am Freitagabend mit mehr als 2000 Gästen ausverkauft war. Stargast 2017 war der Wiener Rainhard Fendrich, der weiter im Text singt: „hat einen Charme wie René Kollo, und einen Blick wie Dschingis Kahn“. Gemeint ist natürlich der „Macho, Macho“. Aber irgendwie passt es ganz gut zu „Kretsche“ Kahn.

Diesmal kein Grünen-Parteitag in Münster, dafür aber Sondierungsgespräche in Berlin. „Dass Sie heute Abend hier sind, ist keineswegs selbstverständlich“, sagte Barbara Schlegel, die Vorsitzende der Landespressekonferenz, in ihrer Begrüßung an Kretschmanns Adresse. Auch Innenminister Thomas Strobl hatte den Flieger rechtzeitig erwischt und erschien mit seiner Frau, der Degeto-Chefin Christine Strobl (im buntschillernden Paillettenkleid), pünktlich auf dem roten Teppich.

Auf dem Tanzparkett trifft sich das Kabinett in entspannter Atmosphäre

Während in Berlin „der Reiz des Neuen“ in der Luft liege, so Barbara Schlegel, übe sich im Ländle Grün-Schwarz darin, „ihre Vernunftehe durch die berühmt-berüchtigten Mühen der Ebene zu steuern.“ Das klappe nicht immer geräuschlos, etwa beim Thema Fahrverbote. „Es herrschte wahrlich dicke Luft!“ Umso größer war das Interesse des Kabinetts, sich auf dem neutralem Tanzparkett in entspannter Atmosphäre zu treffen. Etliche Minister saßen an den Ehrentischen, darunter Franz Untersteller (Umwelt) und Winfried Hermann (Verkehr). Auch Landtagspräsidentin Muhterem Aras feierte mit.

Die First Lady Gerlinde Kretschmann trug zu Ehren des gesellschaftlichen Großevents standesgemäß eine schokobraune Empire-Robe. Die Kultusministerin Susanne Eisenmann, die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und die Frau des Oberbürgermeisters und Hausherrn Fritz Kuhn, Waltraud Ulshöfer hatten sich für edles Schwarz entschieden.

Und wo war der Glamour? Der Modedesigner Harald Glööckler wollte seinen Auftritt vom Vorjahr leider nicht wiederholen. Dafür fungierte als Losfee Anahita Rehbein, die seit wenigen Tagen amtierende Miss Baden-Württemberg. Beide haben ihre Karrieren in Stuttgart gestartet.

Die Stammgäste mussten sich dieses Jahr mit einem geänderten Ablauf arrangieren. Simone Schüle, die neue „Ball-Chefin“, will an einigen Stellschrauben drehen. So rückte der Start im Beethovensaal eine halbe Stunde nach vorn – was etliche Gäste befremdete. Dafür rutschte der Eröffnungswalzer knapp 30 Minuten nach hinten. Zwischen den Reden auf der Bühne und der ersten Drehung auf dem Parkett sollte Zeit sein für Vorspeise (die eher aussah wie ein Dessert) und Hauptspeise. Mit dem Versuch, statt à la carte zwei feste Dreigangmenüs für alle zur Wahl zu stellen, wollte das Organisationsteam der Mannschaft des Maritim-Hotels entgegenkommen. Das Menü war in der Tischkarte inkludiert, die damit knapp 50 Euro teurer war. Es habe Irritationen gegeben, bestätigte Simone Schüle. Die Kritiker habe man eingeladen, nach dem Ball ihr Urteil abzugeben. Dann soll Bilanz gezogen werden.

Ein Menü für alle

Rainhard Fendrichs Ball-Bilanz fällt knapp aus: „Ich kann mich nicht groß erinnern, je auf einem Ball aufgetreten zu sein.“ Da müssen erst die Stuttgarter anklopfen – und dabei lebt der Sänger und Schauspieler in Wien, der Hochburg der Walzerseligkeit. Immerhin: er sei einmal als Student auf dem Opernball gewesen, weil jemand eine Karte übrig gehabt habe, erinnert sich der 62-Jährige. „Aber ich war nur 20 Minuten dort. Die Würstel waren mir zu teuer.“

Und jetzt also die Liederhalle im Festornat. Unterstützt wurde Fendrich von seiner fünfköpfigen Band. Er hatte die bekannten Hits dabei und ein paar neue Lieder. „Ich bin in erster Linie Unterhaltungskünstler.“ Dass er in Deutschland vor allem als „Herzblatt“-Moderator bekannt sei, störe ihn nicht. „Es hat viel Spaß gemacht. Aber ich bin vor allem Musiker.“ Und ein politisch denkender Mensch. „Ich halte es für eine Katastrophe, dass in Österreich rechte Burschenschaften in der Regierung sind. Es ist mir eine Ehre, gerade in diesen Zeiten im Ausland auftreten zu dürfen.“ Übrigens: am 14. Oktober 2018 kommt er bei seiner Unplugged-Tournee in den Hegelsaal.