So soll die Messe am Eingang West künftig aussehen – mit der neuen Halle 10 mit einem Dach aus Holzträgern Foto: Wulf Architekten

Die Landesmesse ist auf Wachstumskurs: Eine neue Halle und ein deutlich vergrößerter Eingang sollen die Bebauung im Westen der Ausstellungswelt ergänzen. Sofort nach der Familie und Heim – der letzten Großveranstaltung in diesem Jahr, die am 22. November endet – sollen die Bagger auf dem Parkplatz P 26 anrücken.

Stuttgart - Im Januar hat die Messegesellschaft auf den Fildern den 67,5 Millionen Euro teuren Neubau ihrer Hallenerweiterung ausgeschrieben. Inzwischen sind 80 Prozent der Bauaufträge vergeben. Die erst im Juni für fünf weitere Jahre bestätigten Geschäftsführer Ulrich Kromer und Roland Bleinroth können in Sachen Kosten aufatmen, allerdings warten sie auf die Baugenehmigung. Die Prüfung der Unterlagen werde sich noch über den Oktober erstrecken, heißt es beim Regierungspräsidium (RP). Vorarbeiten für die Baustelle sollen laut Messe bereits im November beginnen.

Es gebe „keine Abweichungen zum Plan“, der Kostenrahmen könne gehalten werden, sagt Messe-Sprecher Andreas Wallbillich. Das ist nicht selbstverständlich. Die Landeshauptstadt musste für den Bau des Rosensteintunnels (B 10) in der ganz frühen Bauphase enorme 40 Millionen Euro nachlegen, auch weil die preisdämpfende Konkurrenz unter den Baufirmen falsch eingeschätzt worden war.

Halle soll zur CMT 2018 fertig sein

Die 14 600 Quadratmeter große Messehalle und ein deutlich vergrößerter Eingang werden die Bebauung im Westen der Ausstellungswelt ergänzen. Sofort nach der Familie und Heim, der letzten Großveranstaltung in diesem Jahr (Ende am 22. November), sollen die Bagger auf dem Parkplatz P 26 anrücken. Auf der Schotterrasenfläche soll bis spätestens Ende 2017 die Paul-Horn-Halle entstehen. Mit der Caravan- und Reisemesse CMT soll sie Anfang Januar 2018 voll belegt werden. Auch der Messemacher Paul Schall wartet auf mehr Platz, will seine Motek und Bondexpo (Automatisierung, Klebetechnik) von 63 000 auf 73 000 Quadratmeter vergrößern. „Mit der neuen Halle wird die Umsatzschwelle von 150 Millionen Euro erreichbar“, sagt Messe-Chef Kromer. Die Landesmesse muss die Halle über die Vermietung komplett selbst finanzieren. Die Messe-Eigentümer Stadt und Land haben Finanzspritzen kategorisch abgelehnt.

Die Erweiterung ist längst nicht so strittig wie der vor acht Jahren eröffnete Neubau, doch die Themen Verkehr und Abwasser beschäftigen die Standortkommune Leinfelden-Echterdingen. Das Regenwasser von der neuen Halle soll wie bisher in Retentionsbecken geleitet werden. Nach wenigen Tagen der Selbstreinigung gelange es über einen Bach in den natürlichen Kreislauf. Als Ausgleich für die neuerliche Flächenversiegelung sollen drei Bachläufe in der Nähe von Neuhausen auf den Fildern renaturiert werden.

Stadtbahn statt Parkplätze

700 Stellplätze für Besucher werden durch den Neubau wegfallen. Weil die Messe von 2019 an auch mit der verlängerten Stadtbahnlinie U 6 und ab Ende 2021 mit Fernzügen (Projekt Stuttgart 21) erreichbar sein soll, ist der Bau neuer Parkplätze nicht vorgesehen. Bei besonders besucherstarken Messen wie der CMT soll aber zum Beispiel der Parkplatz P 30, der bisher Lastwagen von Ausstellern vorbehalten war, zum Besucherparkplatz werden. Die Fläche entspreche in etwa der Größe von P 25.

Die neue Halle, konzipiert vom bisherigen Messebüro Wulf Architekten aus Stuttgart, wird die bisherige Formensprache mit den nach innen gewölbten Dächern fortführen, erstmals wird aber Holz als Baumaterial eingesetzt. Die Halle wird dreischiffig mit Längsstützreihen, wobei die Hauptträger für den höheren Mittelteil aus Holz sind. Sie liegen auf einer Stahlkonstruktion auf. Ein umlaufendes Fensterband sorgt für Tageslicht in der mit 14 600 Quadratmetern etwa zwei Fußballfelder großen Halle.

West-Eingang wird größer

Neben der Vergrößerung der Hallenkapazität auf insgesamt rund 120 000 Quadratmeter ist den Messemachern auch ein größerer Eingang West wichtig. Das Gebäude wird nicht mehr 840, sondern 3700 Quadratmeter groß sein, mit neuen Seminar- und Kongressräumen und einem Restaurant.

Bei den Bauunternehmen ist der Hallenbau bereits durchgetaktet. Abbruch- und Rückbauarbeiten sind an die Firma Oettinger aus Malsch vergeben, der Rohbau an die Stuttgarter Niederlassung der Moser GmbH. Die Stahl- und Holzbauarbeiten haben sich eine Arbeitsgemeinschaft aus Jessen und die Heinrich Rohfing GmbH (Stemwede-Niedermehnen) gesichert. Die Fassade kommt von der Firma Neumayr aus Eggenfelden, den Landschafts- und Wegebau hat Leonhard Weiss aus Göppingen im Kalender stehen, und das Dach wird die H. Fritz GmbH aus Murr decken.