Wird die Bundesstraße 27 in Ludwigsburg untertunnelt? Foto: FACTUM-WEISE

Im Jahr 2034 soll zum 80. Geburtstag des Blühenden Barocks in Ludwigsburg eine Landesgartenschau stattfinden – mit einem grünen Boulevard auf Teilen der B 27. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings noch nicht erfüllt.

Ludwigsburg - Mächtig ins Zeug gelegt hat sich Ludwigsburg im vergangenen Jahr, als man sich für die Landesgartenschau beworben hat. Ein Flashmob mit Schülern auf der B 27 und eine Geigenspielerin im Salonwald sollten die Jury beeindrucken. Am Ende setzte sich die Stadt Ellwangen durch– aus politischen Gründen, wie man später erfuhr. Ellwangen hatte den Zuschlag bekommen, weil man einen Ausgleich für das Landesaufnahmezentrum für Flüchtlinge schaffen wollte – so hatte es der Agrarminister Peter Hauk (CDU) angedeutet. Nun will Ludwigsburg einen weiteren Versuch wagen und sich für 2034 bewerben.

„Als ich von der Absage erfahren habe, dachte ich: Das kann nicht wahr sein“, erklärte Jens Kenserski, der Organisator der Agentur Pulsmacher kürzlich in einem Ausschuss des Gemeinderates. Bei dem Flashmob der Kinder sei er ganz emotional geworden: „Da habe ich geweint.“ Da man nicht einfach dasselbe Konzept noch einmal vorlegen kann, soll aus dem „Grünen Ring“ in Ludwigsburg eine Grüne Acht werden, oder auch ein dichtes Netz an Naherholungszonen.

Entwicklung der barocken Stadt zur grünen, idealen Stadt

Das ganze steht unter einem neuen Anspruch: Das Blühende Barock, das 1954 eröffnet wurde, sei das Vorbild für die späteren Landesgartenschauen gewesen. Das erklärt Jürgen Pfaff vom Architekturbüro Faktorgrün: „Deswegen haben wir 2034 ein gutes Motto: Das Blüba wird 80, jetzt folgt die Entwicklung der barocken Stadt zur grünen, idealen Stadt.“ Innenhöfe, Grünzonen, das Cityleben soll sich anpassen an den Klimawandel, Autos sollen in Tiefgaragen, so der Vorschlag.

Apropos Autos: Im Mittelpunkt des Konzeptes steht nach wie vor die Idee, die B 27 zwischen dem Forum und dem Schloss zu untertunneln. Dafür ist kein Superlativ zu groß. „Wir können uns alle unsterblich machen, wenn es uns gelingt, die Stadt wieder zu verbinden“, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk (Freie Wähler). Genaue Pläne dazu sollen erst im Herbst vorgelegt werden, dann wird am 15. September auch eine Veranstaltung für die Bevölkerung angeboten werden.

Fließt weiterhin oberirdischer Verkehr?

Klar ist, dass der Tunnel gut 800 Meter lang sein soll. Dafür werden verschiedene Varianten überlegt. An der Kurve Richtung Neckarweihingen ist aber definitiv Schluss. Die Stadtverwaltung will zunächst untersuchen, wie und ob das technisch machbar ist: Wie viele Leitungen müssen verlegt werden, wie sieht es mit privaten Kellern und Wohngebäuden entlang der Strecke aus?

Und wie werden die Querstraßen in die Innenstadt angefahren? Offen ist auch noch die Frage, ob weiterhin oberirdisch Verkehr rollt. Nach ersten Schätzungen wird der Tunnel 150 Millionen Euro kosten. Ilk hofft natürlich auf Zuschüsse von Land und Bund. Er hält es auch für möglich, den B-27-Tunnel bis 2034 fertig gestellt zu haben. „Da es sich um eine reine innerörtliche Maßnahme handelt, muss das nicht über den Bundesverkehrswegeplan laufen“, sagt er. Sprich: Das Projekt muss nicht mit jahrelangem Vorlauf in Berlin angemeldet werden, wie es etwa beim B-29-Tunnel in Schwäbisch Gmünd der Fall war, sondern die Stadt kann selbstständig anfangen zu bauen.

Im Gemeinderat findet das Konzept großen Anklang

Wäre die Stadtautobahn unterirdisch, könnte eine grüne Meile entstehen, ein direkter Durchgang vom Blühenden Barock in die Innenstadt, ohne eine scharfe Kante. „Wir könnten die Wunde der Stadt aus den 70er Jahren heilen“, erklärt der Stadtplaner Jürgen Pfaff. Wichtig ist den Verantwortlichen diesmal, die Bürger frühzeitiger einzubinden – das kommt erfahrungsgemäß bei der Jury für die Vergabe der Landesgartenschau gut an. Ludwigsburg soll, so hört man aus deren Kreisen, eine hervorragende Bewerbung abgegeben haben. Bei der nächsten Runde soll es klappen. Im Gemeinderat findet das Konzept großen Anklang, allerdings gibt es auch Kritik. Die Grünen-Rätin Christine Knoß bemängelt etwa die Konzentration auf den B-27-Tunnel, oder Armin Klotz (CDU) fordert, die Stadtteile besser einzubinden. Und Margit Liepins (SPD) sagt: „Die Präsentation ist steigerungsfähig.“