Der Unlinger Reiter wurde in einem Grabhügel am Fuß des Bussen entdeckt. Foto: Landesamt für Denkmalpflege

Das Landesamt für Denkmalpflege stellt neue, bedeutende Erkenntnisse zur Keltenstadt Heuneburg vor. Erkenntnisreiche Funde in den vergangenen Jahren belegen die Bedeutung der vor- und frühgeschichtlichen Höhensiedlung am Oberlauf der Donau.

Esslingen - Das frühkeltische Machtzentrum Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen (Kreis Sigmaringen) zählt zu den bedeutendsten und besterforschten prähistorischen Fundstätten Deutschlands und Mitteleuropas. Doch im weiteren Umfeld der Keltenstadt sind Archäologen in den vergangenen fünf Jahren bei ihren Ausgrabungen auf „neue, Aufsehen erregende“ Erkenntnisse gestoßen. Sie wurden am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Landesamt für Denkmalpflege (LAD) in Esslingen vorgestellt.

Seien Funde an der Großen Heuneburg schon in die Kategorie „Champions League“ einzustufen, dann seien jene Forschungsergebnisse von der Alten Burg bei Langenenslingen (Kreis Biberach) „der Superlativ“, sagt Dirk Krausse vom LAD, der das auf zwölf Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt leitet.

Monumentaler Versammlungs- oder Kultplatz

Dort, etwa neun Kilometer nordwestlich der Heuneburg in exponierter Lage am Südrand der Schwäbischen Alb, fanden er und seine Kollegen ein gleichmäßig geschnittenes 340 Meter langes und zwischen 50 und 60 Meter breites Bergplateau in exponierter Lage. Der Bergsporn sei „von Menschen überformt und umgestaltet“ worden, erklärt Krausse. Es handle sich um einen von Mauern eingefassten monumentalen Versammlungs- oder Kultplatz des 8. bis 4. Jahrhunderts vor Christus, dem eine weit überregionale Bedeutung zugekommen sei. In einem sogenannten Kultschacht seien sechs übereinander gestapelte Skelette entdeckt worden. Die Terrasse sei ursprünglich so hoch gebaut gewesen, dass ein Sichtkontakt zur Großen Heuneburg und zur Heuneburg bestanden habe.

Bei einer Grabung auf der Großen Heuneburg bei Zwiefalten-Upflamör (Kreis Reutlingen) sind die Forscher ebenfalls auf Neuigkeiten gestoßen. Dort sei eine mächtige frühkeltische Trockenmauer aus Kalksteinen entdeckt worden. Weitere Ausgrabungen hätten einen breiten Wall und einen tiefen Graben freigelegt, die darauf schließen ließen, dass die Baumaßnahmen der Großen Heuneburg ins 8. bis 6. Jahrhundert vor Christus fallen. Angesichts der Anlagen im Umfeld der Heuneburg geht Dirk Krausse inzwischen davon aus, dass sich dort „eine beispiellose Konzentration von Macht und ein komplexes System ökonomischer, politischer und religiöser Zentren“ befunden hat.

Die Förderung des Projekts geht weiter

Zu diesem System zählt offensichtlich auch der Bussen bei Uttenweiler-Offingen (Kreis Biberach), der „heilige Berg Oberschwabens“. Dieser sei in der Vergangenheit „archäologisch vollkommen unterschätzt“ worden, sagt Dirk Krausse. Im vergangenen Jahr änderte sich das, denn bei Grabungen dort zeigte sich, dass der Bussen schon lange vor der Entstehung der frühkeltischen Heuneburg eine zentrale Bedeutung für diese im bronze- und früheisenzeitlichen Fernhandel wichtige Region an der oberen Donau besaß. Dies belegen auch beeindruckende Grabfunde am Bergfuß bei Unlingen, darunter der Unlinger Reiter, eine bronzene Statuette.

In den kommenden Jahren konzentriere sich die Arbeit auf die Erforschung, wie die Menschen des frühkeltischen Machtzentrums versorgt worden seien. „Wir kennen keinen einzigen Bauernhof oder ein Dorf, welche wir dem zuordnen können“, sagt Krausse. Unter anderem danach kann er mit seinem Team in den nächsten drei Jahren forschen. Denn die DFG hat entschieden, die Ausgrabungen im Heuneburg-Umfeld in dieser Zeitspanne mit rund 1,2 Millionen Euro zu fördern.