Landesbank-Chef Hans-Jörg Vetter Foto: dpa

Jahrelang hat die Landesbank Baden-Württemberg unter den Altlasten der Finanzkrise gelitten. Nun sind die unmittelbaren Folgen weitgehend ausgestanden. Dafür kommen andere Risiken auf das Institut zu.

Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg arbeitet sich Schritt für Schritt aus der schweren Krise, in die sie im Zuge der Finanzkrise durch den Kauf risikobehafteter Wertpapiere und durch die politisch gewollte Übernahme der SachsenLB geraten war. Sechs Mal in Folge seit dem Jahr 2009 ist das Konzernergebnis vor Steuern gestiegen, und auch bei der Ausstattung mit Kapital, das als Polster gegen Risiken dienen soll, geht es weiter aufwärts. Dafür geht es mit den so genannten Risikoaktiva seit Jahren stetig nach unten, weil sich das Institut Jahr von Jahr von einem Teil der Altlasten befreit hat. Im Jahr 2008 lagen diese Aktiva – dazu gehören etwa Wertpapiere oder Kreditforderungen – unter Berücksichtigung des Risikos noch bei 178 Milliarden Euro, Ende 2015 war man bei 74 Milliarden angekommen.

Damit ist auch absehbar, dass eines der großen Ärgernisse der Finanzkrise bald der Vergangenheit angehören wird: der 13 Milliarden Euro schwere Rettungsschirm, mit den das Land, die Stadt Stuttgart und der baden-württembergische Sparkassenverband dafür sorgten, dass ausfallende Vermögenswerte die Bank nicht zusammenbrechen lassen können. Diesen Teil des Rettungsschirms werden die Eigentümer des Instituts bald einklappen können, so LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter. Denn die Risiken, die das Institut sich aus seiner Beteiligung an der SachsenLB eingefangen hat, die die damalige Landesregierung dringend wollte, werden Ende 2018 abgebaut sein. Weiterhin bleiben die Eigentümer aber mit Milliarden aus einer Kapitalspritze engagiert, die ebenfalls zur damaligen Rettung beitrug.

Auch wenn die Risiken nun auf eine Größenordnung zurückgeführt worden sind, die nach Einschätzung der LBBW zu ihrer Größe und zu ihrem Geschäftsmodell passen – künftig werden die Risikoaktiva wieder nach oben gehen. Nicht etwa, weil die Bank wieder unter die Spieler gehen würde, sondern weil die wirtschaftlichen Unsicherheiten zugenommen haben, die die regionale Wirtschaft betreffen und damit auch die Landesbank als Kapitalgeber. Der extreme Einbruch in Brasilien, die Lage im arabischen Raum, die Wachstumsschwäche in China, die Lage in Russland und der Ukraine – es gibt eine ganze Menge von Risiken, auf die die LBBW nach Vetters Worten vorbereite sein will. Er schätzt die konjunkturelle Entwicklung zwar als eher stabil ein, hält es aber für sinnvoll, dafür vorzusorgen, dass sich die Lage ändert. Auch die verschärfte Bankenregulierung führt dazu, dass die LBBW höhere Risikoaktiva ausweisen muss.

Jahrelang wurden Risiken abgebaut, nun kommen neue hinzu

Während bei den Risiko-Vermögenswerten der Tiefpunkt erreicht sein soll, ist es bei dem Erträgen möglicherweise der Höhepunkt. Nicht zuletzt deshalb, weil man die Risikovorsorge, die mit 55 Millionen Euro sehr niedrig war, wieder steigern muss, werde das Konzernergebnis vor Steuern 2016 wohl leicht zurückgehen, so Vetter.

Für die künftige Entwicklung hält Vetter das Geschäft mit den Firmenkunden für zentral. Hier sieht er die Landesbank auch in einer starken Position. Man habe in der Wirtschaft einen breiten Kundenstamm, auf den man zurückgreifen könne; zudem habe man die Größe und das Know-How, um Firmen auch in entfernte Länder wie Vietnam zu begleiten. Auch das Privatkundengeschäft bleibe ein Kernbestandteil des Instituts. Angesichts der Negativzinsen, die inzwischen anfallen, wenn Banken Einlagen ihrer Kunden bei der Notenbank parken, seien hier allerdings keine Impulse zu erwarten.