Im Land gibt es mehr Schüler als erwartet Foto: dpa

Der Schülerrückgang kommt langsamer als erwartet; auch gibt es wieder mehr schulpflichtige ausländische Kinder. Die Landesregierung will deshalb weniger Stellen abbauen als bisher geplant.

Der Schülerrückgang kommt langsamer als erwartet; auch gibt es wieder mehr schulpflichtige ausländische Kinder. Die Landesregierung will deshalb weniger Stellen abbauen als bisher geplant.

Stuttgart - Die Zahl der Schüler im Südwesten ist deutlich höher als bisher angenommen. In diesem Schuljahr werden laut Kultusministerium 31 000 Schüler mehr unterrichtet, als das Statistische Landesamt in seiner Vorausberechnung aus dem Jahr 2009 erwartete. Auch in den nächsten Jahren werden die Schülerzahlen langsamer sinken als angenommen. Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor. Nach der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung geht die Zahl der Schüler von 2012 bis 2020 zwar von 1,279 auf 1,165 Millionen Schüler zurück. Das seien aber 31 000 Schüler mehr als bisher vermutet, sagte Rainer Wolf, Referatsleiter für Bildung und Kultur im Statistischen Landesamt.

Ein Grund ist, dass in den vergangenen Jahren wieder mehr Zuwanderer in den Südwesten gekommen sind. So besuchen derzeit rund 12 500 Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien eine der 900 so genannte Vorbereitungsklasse, um Deutsch zu lernen, 1000 mehr als im Vorjahr. Im nächsten Schuljahr werden noch mehr dieser Spezialklassen an Grund-, Haupt-, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschulen gebraucht. Die Schulen haben der Schulverwaltung im Frühjahr gemeldet, dass die Zahl der Schüler ohne Deutschkenntnisse dann um weitere 3000 steigt. Für die zusätzlichen Vorbereitungsklassen mit 14 bis 24 Schülern seien rund 200 Lehrerstellen nötig, sagte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel (SPD).

Die neuen Zahlen heizen die Diskussion um Lehrerstellen an. Die Landesregierung hatte bisher vor, wegen des Schülerrückgangs von 2012 bis 20120 insgesamt 11 600 Lehrerstellen abzubauen. Diese Pläne seien überholt, so Schmiedel. Wenn die Schülerzahlen um 70 000 höher lägen – wie die „Südwestpresse“ berichtete – seien sogar rund 3500 zusätzliche Lehrer nötig. Durch das Schließen kleinerer Schulen würden allerdings auch Lehrerstellen frei.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kündigte an, die Landesregierung werde den Kurs korrigieren. Wie – das müssten die dafür zuständigen Ressorts, das Finanz- und das Kultusministerium ausrechnen, sobald die Prognose offiziell vorliege. „Schon jetzt haben wir aber Jahr für Jahr geschaut, wie viele Stellen gestrichen werden können, ohne dass eine Beeinträchtigung der Unterrichtsversorgung und der Qualität des Unterrichts eintritt“; sagte Kretsch-mann. „Das werden wir in den nächsten Jahren genauso handhaben.“

„Mehr Kinder sind gut für die Zukunft von Baden-Württemberg. Unser Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen eine sehr gute Bildung zu bieten“, erklärte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Edith Sitzmann. Auf ihre Kosten dürfe nicht gespart werden. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) müsse die Mehrbedarfe an den einzelnen Schularten berechnen und durch eine bessere Steuerung dafür sorgen, dass die Lehrer dort eingesetzt würden, wo sie gebraucht würden.

Kultusminister Stoch erklärte, das Ministerium warte noch auf die Schülerzahlvorausrechnung des Statistischen Landesamtes, die Ende Juli vorgelegt werden soll. Dort wird die Schülerentwicklung genauer aufgeschlüsselt. Diese Zahlen zeigen dann unter anderem, mit wie vielen Schülern die einzelnen Schularten künftig rechnen können.

CDU-Bildungsexperte Georg Wacker forderte Grün-Rot auf, endlich verlässliche Zahlen zum Lehrerbedarf vorzulegen. „Inklusion, Ganztagsschule und weitere Reformprojekte in der Bildung benötigen mehr Lehrer – es wird höchste Zeit zu handeln, sagte Doro Moritz, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft .