Eine Frau (links) geht 2012 durch das Tor zum ehemaligen Konzentrationslager in Dachau, auf dem "Arbeit macht frei" steht. Am Haupteingangstor fehlt Anfang November 2014 die Tür. Unbekannte haben die historische Tür gestohlen. Foto: dpa

Die historische Tür am Haupteingangstor der KZ-Gedenkstätte Dachau haben Unbekannte gestohlen. In der Gedenkstätte Auschwitz hatte es vor fünf Jahren eine ähnliche Tat gegeben.

Dachau - Unbekannte haben in der KZ-Gedenkstätte Dachau die historische Tür am Haupteingangstor mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ gestohlen. „Das ist eine neue Qualität der Schändungsenergie“, sagte die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, am Sonntag. Die Tür sei „das zentrale Symbol für den Leidensweg der Häftlinge“. Im Konzentrationslager Dachau bei München und seinen 140 Außenlagern hatten die Nationalsozialisten bis 1945 mehr als 200 000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert, Zehntausende kamen dort ums Leben. In der Gedenkstätte Auschwitz hatte es vor fünf Jahren eine ähnliche Tat gegeben.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau ist immer wieder Ziel krimineller Taten mit rechtem Hintergrund. Die schwarze schmiedeeiserne Tür misst knapp einen mal zwei Meter und ist Bestandteil des großen Haupteingangstors. Der oder die Täter mussten nach Angaben der Polizei ein Flügeltor übersteigen, um auf das Gelände der Gedenkstätte zu gelangen. Möglicherweise sei die Tür mit einem Fahrzeug abtransportiert worden, sagte ein Sprecher. Der Sicherheitsdienst der Gedenkstätte hatte den Diebstahl am frühen Sonntag festgestellt. Kurz vor Mitternacht sei sie noch da gewesen.

Durch das 1936 errichtete Tor am sogenannten Jourhaus mussten während des Nationalsozialismus die Insassen jeden Tag ins Dachauer KZ und hinaus gehen. Die Inschrift „Arbeit macht frei“ verdeutliche zudem die verharmlosende NS-Propaganda, welche die Konzentrationslager als bloße Arbeitslager darstellen wollte, sowie den Zynismus der Nazis, für die Zwangsarbeit das zentrale Instrument zur Peinigung und Kontrolle ihrer Gegner war.

Das umzäunte Gelände der Gedenkstätte werde seit 2001 von einem privaten Sicherheitsdienst überwacht, sagte Hammermann. Die ganze Nacht über kontrolliere ein Mitarbeiter die Umgebung in unregelmäßigen Abständen. Gegen eine Überwachung mit Videokameras habe man sich in den KZ-Gedenkstätten entschieden, weil man aus ihnen „keinen Hochsicherheitstrakt“ machen wollte. „Diese Entscheidung muss nun aber möglicherweise auf den Prüfstand“, sagte Hammermann.

Ob Neonazis oder ein „irrer Sammler“ hinter dem Diebstahl stecken, konnte der Polizeisprecher zunächst nicht sagen. Man ermittle „in alle Richtungen“, hieß es.

Im Dezember 2009 war aus der Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz ebenfalls der Schriftzug „Arbeit macht frei“ gestohlen worden. Der Diebstahl des bekannten Symbols für den Holocaust rief weltweit Empörung hervor. Die Diebe zersägten den Schriftzug in drei Teile und vergruben ihn in einem Wald. Der schwedische Auftraggeber des Diebstahls wurde später zu knapp drei Jahren Haft verurteilt.

Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nazis und wurde zum Modell für die vielen später errichteten Konzentrationslager. Nach Angaben des Deutschen Historischen Museums kamen in Dachau mindestens 30 000 Gefangene ums Leben. Die KZ-Gedenkstätte geht von etwa 41 500 Ermordeten aus.