Kochen in der Karibik: Alexander Neuberth (vorne) und Leander Leins lassen sich gerne auf Neues ein. Foto: privat

Alexander Neuberth, Koch aus Freiberg/Neckar, hat sich vor den Feiertagen mit seinem Geschäftspartner in die Karibik aufgemacht. Wie kam es dazu?

Freiberg/Neckar - In Zeiten von Corona den Horizont erweitern, das ist gar nicht so einfach. Beschränkungen, neue Virusvarianten, überall andere Regeln und drohende Quarantäne machen das Reisen beschwerlich bis nahezu unmöglich. Insofern können sich Alexander Neuberth und Leander Leins glücklich schätzen, dass sie quasi mit Beginn der vierten Coronawelle in die Karibik fliegen konnten. Ausgespannt haben die beiden Köche dort nicht, sondern vor allem gearbeitet.

Neuberth ist Chef der Schwabenstuben in Freiberg am Neckar, seinen Geschäftspartner Leins kennt er seit der Ausbildung auf Burg Staufeneck bei Salach (Kreis Göppingen). Unter anderem betreiben die beiden auf dem Stuttgarter Weindorf das „Schillers Mitte“ – und sind auch sonst immer auf der Suche nach Ideen für gastronomische Konzepte. Als ein ehemaliger Klassenkamerad Neuberths, mit dem er auf der Berufsschule war, anfragte, ob die beiden Lust hätten, in der Karibik in dem Ressort, das er kulinarisch berät, zu kochen, sagten sie zu. Corona sei kaum ein Thema gewesen, die Inzidenz lag zu dieser Zeit auf den Bahamas gerade einmal bei 16. „Die Leute waren auch sehr diszipliniert mit den Masken“, sagt Neuberth.

Kochen für Tiger Woods und seine Gäste

Zehn Tage lang bekochten er und Leins gemeinsam mit zwei weiteren Köchen aus Deutschland Spieler und Gäste bei der Hero World Challenge, einem von Golf-Legende Tiger Woods ins Leben gerufene Turnier. Mit Golf hatten sie bis dato eher wenig am Hut. Beide hatten zwar schon mal ein paar Bälle geschlagen, aber deshalb nahmen sie den Flug nach Albany auch nicht auf sich. „Auf solchen Reisen lernt man auch als Koch immer was“, sagt Leins.

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Die Logistik, die Zutaten, die Geschmäcker – auf der anderen Seite des Atlantiks ist das alles ein bisschen anders als in Deutschland. Neuberth und Leins sprechen rückblickend von einer „Materialschlacht“. Zwischen 600 und 1200 Menschen verköstigten sie pro Tag. Auf dem Weindorf sind es täglich höchstens 400 in den Schwabenstuben eher 200. „Bei solchen großen Events sind die Tage vorher eigentlich immer die stressigeren“, sagt Leins. Kommt die Ware rechtzeitig? Ist die Qualität in Ordnung? Wenn nicht, reicht die Zeit, um neue zu ordern? „Wobei man sich diese Fragen auch in Esslingen oder Ludwigsburg stellt“, sagt Neuberth. Allerdings hat es dort Mitte Dezember keine 30 Grad, was die Sache noch einmal schwieriger mache. Und auch sonst haben die beiden Köche auf den Bahamas manches gesehen, was sie erstaunt hat.

Die Mentalität ist eine andere – auch in der Küche

Als Leins und Neuberth erstmals das etwa 250 Quadratmeter große Zelt betraten, in dem sie kochten, liefen alle Küchengeräte und Backöfen. Für die beiden Schwaben, die in ihrer Ausbildung auch gelernt hatten, „sparsam zu sein“, ein Kulturschock. In einer klimatisierten Küche hatten sie auch noch nie gekocht. Wie in den USA herrscht auch auf den Bahamas – der Inselstaat liegt nur einige hundert Kilometer südlich von Florida – eine gewisse Wegwerfmentalität. „Mit unserer Einstellung, sind wir da dem ein oder anderen auch ein bisschen auf die Nerven gegangen, glaube ich“, sagt Neuberth.

Auf der anderen Seite waren die Gastronomen begeistert von der Qualität der Produkte, die ihnen zur Verfügung stand. Shrimps und Meeresfrüchte bekomme man so beispielsweise in Deutschland nicht. Und auch geschmacklich war anderes gefragt: Süßer, eher asiatisch angehaucht und mit einer „anderen Würzigkeit“ waren die Speisen versehen, die Neuberth, Leins und ihre Kollegen kredenzten. Für die meisten deutschen Gaumen wohl „zu pikant“.

Zuhause war wieder gut bürgerliche Küche angesagt. An Weihnachten bot Neuberth in diesem Jahr Gerichte zum Abholen an. Auch das war ein großer organisatorischer Aufwand. So gesehen waren die Tage vorher in der Karibik, auch wenn sie anstrengend waren, die perfekte Vorbereitung.