Halb Clown, halb Zombie: Auch Südwesten erschrecken gruselige Gestalten ahnungslose Passanten, indem sie plötzlich aus dem Gebüsch springen oder hinter Haustüren lauern. Foto: dpa/Symbolbild

Nicht erst seit den unheimlichen Vorfällen in den USA und auch in Deutschland geht die Angst vor gruseligen Clowns um. Studien zeigen, dass sogar Kinder mit Furcht und Abscheu auf Clownbilder reagieren. Der Uncanny-Valley-Effekt erklärt, woran das liegt.

Stuttgart - Sie tauchen in abgelegenen Straßen, bei Friedhöfen oder in Waldstücken auf: Gruselige Clowns, die andere Menschen ängstigen wollen. Die Szenen, die derzeit um die Welt gehen, wirken wie aus einem Horrorfilm. Was hinter den Aktionen steckt, ist unklar. Ein makabrer Scherz? Oder tatsächlich eine echte Gefahr? Falls es das Ziel der Clowns war, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten, ist dies jedenfalls gelungen. Auch in Deutschland häufen sich die Fälle, bei denen Menschen in Clownskostümen andere in Angst und Schrecken versetzen.

Doch bereits vor diesen Vorfällen galten Clowns für viele Menschen als gruselig. Die pathologische Angst vor Clowns hat sogar einen Namen: Coulrophobie. Dabei sollen Clowns doch vor allem unterhaltend und lustig sein. Ein Ziel, das schon bei Kindern häufig nicht funktioniert. Bei einer Studie der englischen University of Sheffield wurden 250 Kinder im Alter zwischen vier und 16 Jahren befragt, ob sie Clownbilder in Krankenhauszimmern aufgehängt haben wollten. Dabei kam heraus, dass die meisten Kinder Clowns überhaupt nicht mochten, sich sogar vor ihnen gruselten.

Stephen King sorgte mit „Es“ für ein schlechtes Image von Clowns

Bei Erwachsenen hat Stephen King mit seinem Roman „Es“ sicherlich dazu beigetragen, das Image des Clowns zu verschlechtern. Denn in dem Horror-Klassiker ermordet ein Bösewicht mit feuerroten Haaren, einem gelben Strampelanzug und roten Schuhen kleine Kinder.

Damit bediente sich Stephen King einer Figur, die schon zuvor für Unbehagen sorgte. Woran das liegen könnte, erklärt der sogenannte Uncanny-Valley-Effekt (Unheimliches-Tal-Effekt), der im Jahr 1970 von dem japanischen Robotiker Masahiro Mori entdeckt wurde. Er erkannte, dass es eine Akzeptanz von Robotern und Avantaren gibt, weil sie menschenähnliche Figuren haben. Die Akzeptanz nimmt aber stark ab, sobald die Figuren den Menschen zu ähnlich werden – wie es bei Zombies oder Clowns der Fall ist. Soll heißen: Wir mögen es nicht, wenn Figuren menschenähnlich sind, aber durch kleine Abweichungen als nicht normal eingestuft werden. Damit erklärt sich beispielsweise auch, warum Zeichentrickfilme beliebt sind, aber ein Animationsfilme wie „The Polar Express“ floppte. Die animierten Figuren in dem Film wirkten zu real. Dennoch weichen sie von einem echten Mensch in dem Maß ab, dass sie den kritischen Punkt des Uncanny-Valley-Effekts erreichen. Abweichungen des als normal geltenden menschlichen Verhaltens sind häufig tatsächlich Anzeichen von psychischem Störungen, so dass der Mensch darauf oft mit Abwehr reagiert.

Angst vor Clowns ist historisch bedingt

Bei Clowns kommt hinzu, dass sie ihre wahren Emotionen hinter einer geschminkten Maske verbergen. Doch an den Gesichtszügen erkennen wir in der Regel auf den ersten Blick, ob uns jemand wohlgesonnen ist oder nicht. Verbirgt man dies hinter einer Maske, ruft man beim Gegenüber Misstrauen hervor.

Nicht zuletzt könnte die Furcht vor dem Clown auch historisch bedingt sein. Im Mittelalter hielten die Narren der Gesellschaft oft den Spiegel vor – was nicht immer gut ankam. Außerdem waren sie häufig keine lustigen, sondern tragische Figuren: Schafften sie es nicht, ihren Herrn zu unterhalten, bezahlten die dies oft mit ihrem Leben. Kein Wunder also, dass das Lachen auf einem Clownsgesicht oft wie erstarrt wirkt.