Philipp Messner sitzt auf dem Unterbau für den Seifenbrunnen. Wie der fertige Brunnen aussieht, wird erst bei der Einweihung am 6. Oktober zu sehen. Foto: Fritzsche

Philipp Messner kreiert ein ungewöhnliches Kunstprojekt in Waldenbuch: Er erschafft einen Brunnen, aus dem statt Wasser Seife fließt. Was mit der abgepumpten Seife passiert, ist mindestens genauso ungewöhnlich.

Waldenbuch - Ein Brunnen, aus dem das kostbare flüssige Gut nur so sprudelt, unendlich, unaufhörlich, unkostenfrei. Wer sich etwas davon abfüllen will, bringe einen Behälter dafür mit. Das war die ursprüngliche Idee des Münchner Künstlers Philipp Messner.

Das Besondere dabei: Bei dieser Kunstinstallation fließt aus der Pumpe kein sprudelndes Wasser, sondern weiße Haka-Neutralseife. Messners Werk mit dem Titel „Soap fountain/Waldenbucher Seifenbrunnen“ ist Teil eines Projekts der Kulturregion Stuttgart: Es geht um die Frage, was passiert, wenn Kunst und Produktion aufeinander treffen. Dazu arbeiten aktuell 35 Künstler in Industrie- und Handwerksbetrieben, um ihre Kunstwerke entstehen zu lassen, gemeinsam mit den jeweiligen Mitarbeitern, Maschinen oder Produkten. 21 Kommunen in der Region nehmen teil. Philipp Messners Arbeit wird gefördert von Haka-Kunz sowie der Stadt Waldenbuch.

Mit Einmachgläsern auf dem Leiterwagen

Die Idee des Seifenbrunnens ist Messner recht schnell gekommen. „Bei einer Führung habe ich mir Waldenbuch angeschaut“, erzählt er, und dann auch das Haka-Werk. „Die Idee war, eine Quelle unter dem Hügel, auf dem Waldenbuch steht, zu sehen, und metaphorisch gesehen, speist sie sich aus dem Haka-Werk“, erklärt Messner. „Ich reflektiere den Betrieb auf künstlerische Weise.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er an: „Das hat natürlich auch leicht subversiven Charakter.“ Die Seife kostet im Normallfall Geld – bei der Kunstinstallation kann sich jeder kostenlos bedienen.

Bei Haka hat man damit überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil, man freut sich auf die Kunstinstallation: „Die Idee des Seifenbrunnens passt hervorragend zur Gründungsgeschichte von Haka Kunz“, sagt Imke Schmidt, Entwicklungs- und Fertigungsleiterin. Die beginnt 1946 mit den Eheleuten Helene und Hans Kunz, die eigentlich Haarwaschmittel herstellen wollen. Dabei erfinden sie aus Versehen die Neutralseife. Gemeinsam mit Helenes Bruder Wilhelm Schlotz überlegen sie, wie sie die Seife im Nachkriegsdeutschland verkaufen können, ohne die heutigen Verpackungsmöglichkeiten oder Supermärkte. Die Lösung: Sie füllen die Seife in Einmachgläser und verkaufen sie vom Leiterwagen aus an der Haustür.

Nachhaltigkeit à la Nachkriegsdeutschland

Ilona Hinz, Marketingleiterin bei Haka Kunz, erklärt: „Über 70 Jahre später rückt der Trend zu verpackungsfreundlichen oder verpackungsfreien Produkten mehr und mehr in das Bewusstsein der Verbraucher – eine Tatsache, die damals durch das Fehlen anderer Möglichkeiten ganz selbstverständlich war.“ Bei Haka Kunz werde seit jeher auf Umweltfreundlichkeit geachtet, sowie auf die Reduzierung von Verpackungsmüll. „Die Idee, Seife in mitgebrachte Behälter abfüllen zu können, trifft genau den Puls der Zeit und verbindet sich mit unserer Tradition und Unternehmensphilosophie“, so Hinz.

Der Seifenbrunnen entsteht auf dem Bauhof in Waldenbuch. „Eigentlich wollte ich einen traditionellen Brunnenschwengel haben“, sagt Messner, das funktioniere aber nicht: Seife hat eine andere Viskosität als Wasser, ist also zähflüssiger. Eine andere Pumpe musste her, außerdem der große Container, in dem Platz für 1000 Liter Seife ist, und das Podest, auf dem alles zusammengebracht wird. Ist der Container leergepumpt, wird er wieder aufgefüllt, bis Ende Oktober, wenn das Kunstfestival endet.

Messners nächstes Projekt wird sich mit dem Naturstein Marmor beschäftigen – „etwas ganz, ganz anderes“, erklärt er mit einem Lachen, als Gedanken über die Fließfähigkeit von Seife.

Das Produktionsfestival „Drehmoment“ der Kulturregion Stuttgart dauert vom 4. bis 28. Oktober. Der Seifenbrunnen wird am Samstag, 6. Oktober, um 18 Uhr auf dem Marktplatz in Waldenbuch eingeweiht. Im Rahmenprogramm sind Führungen durch die Stadt und das Haka-Werk angesetzt. In Filderstadt arbeitet der Künstler Andora, unterstützt von der Firma Herma, bei der Karl-Schubert-Gemeinschaft an Pop-Art-Trommeln. Alle Termine stehen auf www.kulturregion-stuttgart.de.