Bis 17. Februar stellt der Cartoonist Siegfried Wagner seine Werke in der Rechberghauser Kulturmühle aus. Foto: StZ

Bei Siegfried Wagner wird der Seitensprung zum „Saitensprung“ und das Bankgeschäft hat nichts mit Geld zu tun. Der Cartoonist betrachtet das Leben mit einem Schmunzeln und bringt seine Gedanken durch die Figur des Schelms aufs Papier. In Rechberghausen stellt er seine Zeichnungen aus.

Rechberghausen - Punkt, Punkt, Komma, Strich malt Siegfried Wagner auf ein Blatt Papier. Er lehnt an einem Stehtisch in der Rechberghauser Kulturmühle und spricht die Satzzeichen währenddessen laut aus. „Und fertig ist das Mondgesicht“, beendet der 82-Jährige den Spruch. Vor zig Jahren ist so der Schelm entstanden. „Dabei ist mir aber ein Zeichenfehler passiert. Der Mund ist über die Nasenwurzel gerutscht“, sagt der Faurndauer. Das verschmitzte Lächeln hat Wagner so gefallen, dass der Gesichtsausdruck zum Markenzeichen des Cartoonisten geworden ist.

Bis zum 17. Februar stellt Wagner Cartoons in der Kulturmühle in Rechberghausen aus. Auf vier Stockwerken sehen die Besucher dort Wortspiele und Wortneuschöpfungen in Bildform. So zeigt die Zeichnung mit dem Titel „Saitensprung“ einen Schelm, der über Saitenwürste springt. „Das Bankgeschäft“ hat nichts mit einem Kreditinstitut zu tun, sondern illustriert einen Kothaufen auf einer Parkbank und einen Schelm, der sich verschmitzt davon schleicht. „Ich habe mal Geld auf der Bank angelegt und dabei schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Wagner zum Hintergrund.

Partnerschaft und Liebe spielen eine große Rolle

Zu vielen Zeichnungen kann er Geschichten erzählen. So zeigt ein Bild ein nacktes Paar, das auf einem Sofa liegend auf einem reißenden Fluss treibt. „Ich wohne in Faurndau direkt an der Fils. Als es mal ein Hochwasser gab, hatte ich Angst, dass ich mit meinem Sofa davonschwimme.“ Partnerschaft und Liebe spielen in Wagners Zeichnungen eine große Rolle. Die Paare zeigt er oft nackt. „Warum auch nicht?“, fragt er. Manchmal geht es um Religion, manchmal um die Konsequenzen von Umweltverschmutzung und Genmanipulation. Mit anderen Bildern zollt der Künstler seinen Vorbildern Rembrandt, da Vinci, Michelangelo und allen voran Picasso Respekt.

„Eigentlich wollte ich Picasso mal zu Hause besuchen“, sagt Wagner. Deshalb sei er mit seiner Frau nach Südfrankreich gefahren, dort habe er aber nur den Gärtner angetroffen. Picasso sei kurz vorher weggefahren. Als Wagner vor zehn Jahren schon mal in der Rechberghauser Kulturmühle ausstellte, sei Picasso mit einer Ausstellung zeitgleich bei der Gemeinde zu Gast gewesen. „Fünf Häuser weiter im Haug-Erkinger-Saal. Das war meine bestbesuchte Ausstellung“, sagt der Faurndauer. Wagner sagt, er habe zwar an der Kunstakademie in Stuttgart studiert, Picasso sei aber sein „heimlicher Professor“ gewesen.

Bei der „Titanic“ hat er abgelehnt

Während seines Studiums hat Wagner Robert Gernhardt und Fritz Weigle alias Bernstein kennengelernt. Die inzwischen verstorbenen Männer waren Wagners Kommilitonen und haben später für das Satiremagazin „Titanic“ gearbeitet. „Sie wollten mich als Karikaturisten“, sagt der Künstler. Angenommen hat er das Angebot nicht, weil er für diesen hämischen Humor nicht gemacht sei. Als freier Künstler konnte er den Humor aufs Bild bringen, zu dem er „bestimmt war“, nämlich alles – und allem voran seine eigene Person – nicht ganz so ernst nehmen.

Erfolg hatte er damit allemal: Wagner hat den Grafikpreis der Kunstgilde Ulm gewonnen und seine Werke im In- und Ausland ausgestellt. Er hat eines der ersten Kinderbücher von Michael Ende, einem der erfolgreichsten deutschen Jugendbuchautoren, illustriert und selbst drei Bücher veröffentlicht. Unterstützt wird er von seiner Frau. „Wir sind ein Liebespaar“, sagt er. Kommt er bei einer Zeichnung nicht weiter, zieht er seine Gattin zu Rate. „Weil sie von Kunst keine Ahnung hat und unbedarft an die Sache rangeht“, sagt Wagner.