Hans-Peter Östermann (links) und Carmen Hartmaier arbeiten mit Marmor. Foto: Eppler

Einmal im Jahr lädt der Künstler Michael Schützenberger andere Kunstschaffende zum Symposion auf seinen Bildhauerhof in Berglen-Streich. Nun ist es wieder soweit: man kann dort den Künstlern über die Schulter schauen.

Berglen - Ich bin einfach ein begeisterter Symposiant“, erzählt Michael Schützenberger am großen Küchentisch in seinem Bildhauerhof mitten in Streich, dem so ziemlich kleinsten Teilort der Flächenkommune Berglen. Vor sechs Jahren hat er das Anwesen an der Alpenstraße, direkt neben der alten Kelter und der Kirche gekauft. Und schon zum fünften Mal steigt dort in Hof, Stall und Nebengebäuden das Kunstsymposion Bildhauerhof. Lautstark künden draußen Kettensägen-Knattern und Trennschleifer-Jaulen vom engagierten künstlerischen Tun derer, die diesmal Schützenbergers Einladung zum gemeinschaftlichen Schaffen gefolgt sind.

Sieben Kunstschaffende aus der Region sind beim einwöchigen Symposion mit dabei, das am Montag begonnen hat und am Sonntag mit einer großen Finissage endet. Zu der hat sich diesmal auch Berglens Bürgermeister Maximilian Friedrich in der „Scheunengalerie“ angesagt. Dort steht schon jetzt eine kleine Auswahl der Werke der beteiligten Bildhauer, die dann um die beim Symposion geschaffenen Werke ergänzt wird und bis zum 15. September für alle Interessenten zu sehen sein wird. „Bis dahin bleiben hier alle Türen offen“, sagt der Bildhauer und Veranstalter Schützenberger.

30 Tonnen Marmor als Vorrat

Draußen im Hinterhof des einstigen landwirtschaftlichen Anwesens schleift derweil der Rommelshausener Künstler Hans-Peter Östermann harten Marmor in neue Formen. Um Flächen und Winkel geht es da vor allem – kombinierte geometrische Formen aus Marmor – während Nachbarin Carmen Hartmaier eher gerundet Organisches aus dem Marmor schält, von dem im Hof ein rund 30 Tonnen schwerer Vorrat bereit steht. „Da entsteht ein Wesen“, ahnt die Künstlerin bei der Handarbeit mit Hammer und Meißel – „irgendeine Schimäre“.

Er wisse noch nicht, was sein Werk einst darstellen wird, sagt Roland Bühring, während er am bereits mit diversen Rundungen ausgestatteten Speckstein schabt. „Das ändert sich von Tag zu Tag.“ Arbeitstitel heute Morgen: „Flieg, Adler, flieg“, sagt er und grinst – aber das werde sich bis Freitag mit Sicherheit weiterentwickeln.

Ebba Kaynak ist in bewährter Manier mit der Kreissäge einem ziemlich dicken und gut zwei Meter langen Stück eines wohlduftenden Thuja-Stammes zu Leibe gerückt. Die darin versteckte Form hatte die Schorndorfer Künstlerin gleich vor Augen. Sie nimmt inzwischen erkennbar Form an: ganz klar – „Stängel und Blüte“.

Am Freitag Kino in der Scheune

Michael Schützenberger, der selbst gerade an Kupferköpfen schweißt und dengelt, mag diese Form des gemeinschaftlichen Arbeitens längst nicht mehr missen. „Das ist so etwas wie der Höhepunkt des Jahres“, schwärmt er von der Gelegenheit, sich bei Symposien mit anderen über das Schaffen aus-, und die Gemeinschaft gegen die alltägliche „Atelier-Einsamkeit“ einzutauschen. Zusätzlich gibt es an diesem Donnerstag, 29. August, ab 21 Uhr im Bildhauerhof einen Auftritt der aus Schützenberger sowie Lebensgefährtin Doina Apostol bestehenden Gruppe „Nicht nur Wiener Lieder“, und am Freitag läuft in der Scheune der Kinofilm „Das Große Museum“.