Kultusministerin Susanne Eisenmann will mehr Struktur im Qualitätsmanagement. Foto: Alexandra Kratz

Angebot und Nachfrage passen in der Lehrerfortbildung im Land nicht zusammen, finden die Grünen. Die CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann befragt jetzt die Pädagogen nach ihren Fortbildungswünschen.

Stuttgart - Die rund 118000 Lehrer in Baden-Württemberg werden vom Kultusministerium dazu aufgerufen, ihre Erwartungen an berufliche Fortbildungen zu äußern. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte dieser Zeitung, ihr Haus starte „in Kürze eine online-Befragung“ unter den Lehrern. Die Befragung gilt als ein Beitrag, die Qualität im südwestdeutschen Bildungswesen zu steigern. Bisher sind die baden-württembergischen Pädagogen eher zurückhaltend, was Fortbildungen angeht. Etwa jeder Dritte habe im vergangenen Jahr an einer zentralen Fortbildungsveranstaltung teilgenommen, sagte eine Sprecherin Eisenmanns. Aber eigentlich fehle der Überblick. Zu zentralen Veranstaltungen der Akademien kommen regionale Angebote der Schulämter. Wie viele und welche es da gebe, sei nicht genau bekannt, so die Sprecherin.

„Der Ball liegt ausschließlich bei uns“, übernimmt Eisenmann die Verantwortung für die Fortbildungsquote. „Die Qualität der Fortbildungen muss besser werden“. Auch die bisherigen Angebote sind in der Kritik. „Wenn das Angebot von den Themen und von der Qualität her stimmt, dann habe ich genügend Lehrer, die eine Fortbildung machen“, ist Eisenmann überzeugt vom Wissensdurst ihrer Lehrer. Noch vor der Sommerpause will sie ihr neues Fortbildungskonzept vorstellen.

Zu wenig Kurse zur Heterogenität

Damit trifft die CDU-Ministerin die Interessen ihres Koalitionspartners. Auch die Grünen nehmen die Lehrerfortbildungen besonders in den Blick. Susanne Eisenmann hatte schon eine Pflicht zur Fortbildung ins Gespräch gebracht. Dem seien die Grünen nicht grundsätzlich abgeneigt, sagt ihre bildungspolitische Sprecherin Sandra Boser dieser Zeitung. Allerdings fragen die Grünen ebenfalls, ob „Angebot und Nachfrage passen“. Sie berichten von zu knappen Angeboten in den zentralen Themenfeldern Umgang mit Heterogenität, Inklusion und Digitalisierung. Andere Kurse seien dagegen nicht gefragt.

Bisher setzt das Land stark auf Multiplikatoren. Boser regt für die Grünen an „wir sollten regionale Fortbildungen stärken und vermehrt ganze Lehrerkollegien fortbilden“. Eisenmann will „den Ressourceneinsatz“ bei den Fortbildungen überprüfen. „Wir müssen uns nicht nur die Inhalte, sondern auch die Strukturen kritisch ansehen“, kündigt sie an. Gerade bei den Strukturen unterscheide sich Baden-Württemberg „teilweise ganz erheblich von anderen Ländern“.

Monitoring statt Controlling

Die CDU, ihre Ministerin wie die Grünen sind sich einig, dass die Qualität im Bildungswesen verbessert werden soll. Eisenmann hatte nach den schlechten Ergebnissen baden-württembergischer Schüler bei Leistungsvergleichen schnell von Qualitätscontrolling gesprochen, jetzt ist eher von Monitoring die Rede. Diese Modifizierung hält Sandra Detzer, die Landesvorsitzende der Grünen, vor allem ihrer Partei zugute. „Eisenmann hat verstanden, es funktioniert nicht von oben nach unten, sondern nur gemeinsam“.

Die Grünen sprechen sich für die Einführung eines systematischen Bildungsmonitorings in Baden-Württemberg aus. Bisher werde zwar vielerlei erhoben: Ergebnisse der Leistungsvergleiche der einzelnen Schulen, Fremd- und Selbstevaluationen. Aber nichts werde systematisch zusammengeführt, heißt es in einem Papier der Grünen, das unserer Zeitung vorliegt.

Grüne diskutieren gute Beispiele

Die Grünen wollen, dass die Kennzahlen „analysiert, bewertet, und den Schulen zur Verfügung gestellt werden“. Gute Beispiele diskutieren sie an diesem Samstag bei ihrem „Bildungsratschlag“ zusammen mit Lehrern und Schulleitern. Die Parteiveranstaltung der Grünen in Stuttgart findet sehr zum Verdruss der CDU-Fraktion statt, die auf gemeinsame Veranstaltungen zur Aufarbeitung der bildungspolitischen Defizite gesetzt hatte. Inhaltlich zeigt das Kultusministerium jedoch durchaus Übereinstimmung. Man müsse die Daten zusammenbringen, sagt auch die Sprecherin Eisenmanns. „Und mit den Schulen zusammen gezielt auf die Qualitätsverbesserung hinarbeiten.“