Sophia Loren trägt eine vestaglietta in dem Film „Und dennoch leben sie“ von Vittorio De Sica aus dem Jahr 1960. Foto: imago/United Archives

Frauen tragen längst keine Kittelschürzen mehr. Dabei waren die mal der neueste Schrei: so praktisch, so waschbar, so modern! Und mancherorts gar eine erotische Offenbarung.

Auf dem Göppinger Krämermarkt steht ein Verkäufer vor einem Schild, von Hand geschrieben: „Tischdeckenstoff mit Teflon Beschichtung, 140 + 160 breit, 1m 15 Euro. Wachstuch 140 breit, 1m 7 Euro.“ Vor ihm eine Kiste mit in Folie verpackten bunten Stoffen – Kittelschürzen. Der Verkäufer lacht, als er erfährt, dass man sich für die Schürzen interessiert. Ist das so ungewöhnlich? Ja, sagt der Mann. Stefan Kottmann, so heißt er, weiß, wovon er spricht, schon seit 40 Jahren geht er auf die Krämermärkte. Kittelschürzen aber wolle heute kaum noch wer. Und wen wundert das schon? Die stolze Hausfrau hat schließlich ausgedient. Selbst in den Gärten auf dem Dorf turnen Mütter heute lieber in Sportleggings auf der Yogamatte, als in der Kittelschürze Tomaten auszugeizen.