Fabian Schwarz (l.) und Veit Hübner müssen die Kleinkunstbühne aufgeben. Foto:  

Auch Otmar Trabers Nachfolger können der Bühne in Kornwestheim nicht zum Durchbruch verhelfen. Nun fällt Ende September der letzte Vorhang.

Kornwestheim - Der letzte Vorhang wird ausgerechnet nach einem Abend fallen, der „Abschiedstournee“ heißt. Wenn die Kabarettistin Christine Prayon, bekannt als „Birte Schneider“ in der Heute-Show, am 29. September die Vorpremiere ihres neuen Programmes feiert, wird das die Ära „Kleinkunstbühne Casino“ in Kornwestheim beschließen. Hochkaräter wie Prayon hatten die Betreiber Fabian Schwarz und Veit Hübner öfter zu Gast. Zur Kenntnis genommen haben das zu wenige: Die Zuschauerresonanz reichte nicht aus, um das Kleinod am Rande der Stadt am Leben zu erhalten. Schwarz und Hübner geben die Bühne, die sie 2017 mit viel Ambition, Anspruch und Aufwand von Otmar Traber übernahmen, auf.

Traber selbst, der einst zusammen mit Heiner Beuttler im Alten Schulhaus Hoheneck eine feste Bank in der Kleinkunstszene im Kreis Ludwigsburg gewesen war, hatte die Kornwestheimer Bühne nach einem Zwist mit seinem Partner eröffnet. Er unterhielt sie zwei Jahre lang mit eigenen Kabarettabenden und vielen Gastspielen. Sein Optimismus, das Ludwigsburger Publikum werde ihm geschlossen zur neuen Spielstätte folgen, bewahrheitete sich indes ebenso wenig wie die Hoffnung, dass die Kornwestheimer das auf dem Präsentierteller gereichte, feine Kleinkunst-Programm in Scharen goutieren würden: Oft blieben viele Stühle leer. Auf eine schwarze Null kam Traber nicht.

Bis an die Substanz

Ein Schicksal, das nun der Korntal-Münchinger Kontrabassist Veit Hübner und der Remsecker Germanist und Theologe Fabian Schwarz mit ihm teilen. „Die Energie ist aufgebraucht“, sagt Hübner. Und sein Kollege Schwarz konstatiert: „Was wir an Zeit und Geld in das Casino gesteckt haben, steht in keinem Verhältnis zu dem, was dabei herausgesprungen ist.“ Von Idealismus lässt es sich nicht leben.

Das Duo betrieb das Haus nebenberuflich und mit einem persönlichen Einsatz, der an die Substanz ging. Ein Beispiel: Weil die hochwertig ausgestatteten, ansprechenden Räume der Kleinkunstbühne erst entdecken konnte, wer die Pforten des äußerlich wenig ansprechenden Gesamtgebäudes durchschritten hatte, verpassten die Betreiber dem mehrstöckigen Casino in Eigenregie einen neuen Anstrich. Wochenlang standen sie, wie so oft mit familiärer Unterstützung, in ihrer Freizeit pinselnd auf dem Gerüst.

Die Betreiber sind bestens vernetzt

Léa Linster, Ulrich Kienzle, Bernd Kohlhepp, Die Füenf, Berta Epple, Olivia Trummer, Joo Kraus: An Geist, Meisterschaft und Inspirationskraft der Gäste dürfte es nicht gelegen haben, dass die aparte Bühne nicht recht auf die Beine kam. Veit Hübner, selbst preisgekrönter Musiker, und Fabian Schwarz, der auch als Kabarettist auftritt, sind in der Kleinkunstszene bestens vernetzt und holten renommierte Künstler zu überschaubaren Ticketpreisen nach Kornwestheim.

Doch die Stadt, die nach eigenem Bekunden das Casino-Angebot sehr schätzte, betreibt selbst ein Kultur- und Kongresszentrum mit gut nachgefragtem Theater-, Musik- und Kleinkunstprogramm. Man kann das als befruchtende Ergänzung sehen – oder als Konkurrenz. Ein Dilemma, das nach Ansicht von Dietmar Allgaier, Erster Bürgermeister und Ansprechpartner für die Betreiber, aber nicht nur in Kornwestheim zu verorten ist: „Es gibt im ganzen Landkreis Ludwigsburg einfach unglaublich viele tolle, hochwertige Veranstaltungen. Der Markt ist sehr groß. Manchmal vielleicht fast zu groß.“

Finale mit finanziellem Verlust

Auch dass man zu den nächstgelegenen Parkplätzen ein paar Schritte gehen muss und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach der Vorstellung nicht vom Veranstaltungsort wegkommt, erwies sich als größere Hürde als zunächst vermutet. Und dass aus Kornwestheim selbst übermäßig viel positives Feedback gekommen wäre, können Hübner und Schwarz auch nicht behaupten. Sicher, begeisterte Zuschauer, die vom Ambiente und der Qualität überrascht waren, gab es immer mal wieder.

„Aber als wir alle Gemeinderäte eingeladen haben, eine unserer Vorstellungen zum Jahreswechsel zu besuchen, haben wir null Resonanz bekommen“, sagt Veit Hübner. „Nicht mal eine Absage.“ Dietmar Allgaier versichert: Jeder habe es gut gefunden, dass man die Kleinkunstbühne am Ort habe. Aber diese Wertschätzung habe sich offenbar zu wenig in konkreten Vorstellungsbesuchen widergespiegelt.

Dass der Gemeinderat jüngst beschloss, einen Teil der Ausstattung zu übernehmen, federt das Defizit von Hübner und Schwarz zumindest ab. Die Stadt will die Theaterräume in dem Haus, in dem auch einige Vereine logieren, fürs Erste in Eigenregie betreiben – für Einzelanlässe. „Konkrete Anfragen für ein Mietverhältnis“, sagt Dietmar Allgaier, „gibt es nicht.“