Idylle aus Holz: Der Dachstock der Zehntscheuer des Konstanzer Pfleghofs. Foto: Patricia Sigerist

Ein Gebäudeensemble, das in wenigen Jahren als sogenanntes Schaufenster für die Sammlung an Fellbacher Kunstwerken dienen könnte.

Fellbach - Einerseits liegt es sehr zentral, ja im Herzen Fellbachs, mitten im Oberdorf. Und andererseits ist es so versteckt hinter dem Polizeirevier (dem früheren Rathaus), dass nicht nur Zugezogene davon keine Ahnung haben. Es geht um den Konstanzer Pfleghof: Ein Gebäudeensemble, das in wenigen Jahren als sogenanntes Schaufenster für die Sammlung an Fellbacher Kunstwerken dienen könnte.

Dies zumindest ist ein Wunsch vieler Kulturinteressierter am Fuße des Kappelbergs. Zu diesen gehört der frühere Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel. Der Alt-Schultes ist bekanntlich nicht nur der Erfinder der renommierten Triennale in Fellbach. So hat er bei der zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2014 selbst konzipierten Ausstellung „Einfach so“ in der Alten Kelter den Wunsch nach einer Dauerausstellung für kleine und größere Plastiken geäußert. Diese könnte eben in der Zehntscheuer des Pfleghofs unterkommen, dies sei der ideale Ort.

Nun ist die Zeit da, das Thema wieder auf die Agenda zu setzen

Auch die Fellbacher Kulturamtsleiterin verfolgt seit geraumer Zeit dieses Thema mit Zielstrebigkeit und Geduld. Bereits im Jahr 2002 hatte Christa Linsenmaier-Wolf vor dem Gemeinderat angeregt, den Pfleghof für eine ständige Präsentation ins Auge zu fassen. Allerdings gab es in der Folgezeit zahlreiche andere Kultur- und Bauprojekte, die Energie und Geld bedurften: Renovierung der Alten Kelter, des Schlössles in Oeffingen oder des Fellbacher Stadtmuseums. Um sich nicht mit zu vielen Projekten gleichzeitig zu verzetteln, wurde der Pfleghof erst mal nach hinten gerückt, sagt Christa Linsenmaier-Wolf. Solche Themen müssten „Schritt für Schritt und mit langem Atem“ betrieben werden.

Nun ist die Zeit da, das Thema wieder auf die Agenda zu setzen. „Die Idee, dort die Kunstgegenstände der Stadt in einer markanten Auswahl unterzubringen, ist nicht ganz neu, aber deshalb doch richtig“, sagt die Amtsleiterin 15 Jahre nach den ersten Ideen. Es geht dabei insbesondere „um unsere Sammlung mit rund 250 vorzeigbaren Exponaten“, die seit der ersten Triennale 1980 erworben wurden.

Präsentiert und aus dem Schattendasein geholt werden könnten sie künftig eben im Konstanzer Pfleghof – für Christa Linsenmaier-Wolf ist es nicht nur persönlich „einer meiner Lieblingsplätze in Fellbach, das hat was sehr Idyllisches“. Vielmehr gehört die ganze Anlage auch in ganz objektiver Betrachtung zu den schönsten und stimmungsvollsten Flecken in Alt-Fellbach – in einer Stadt, die nicht reich mit historischer Bausubstanz gesegnet ist.

Der Pfleghof, analysiert die Amtsleiterin, „liegt schon lange im Dornröschenschlaf“. Dabei ist das Bewusstsein für seine Bedeutung durchaus vorhanden: Von 2002 bis 2003 wurde das Gebäude vor dem Verfall gerettet, saniert und damit in seiner Substanz gesichert. Die Außenhülle wurde saniert, das Dach erhielt eine Wärmedämmung und wurde wieder mit alten Ziegeln eingedeckt.

Für den künftigen Kunstgenuss der Besucher sind noch weitere Verbesserungen nötig

Doch für ein Schaulager zur Präsentation der teils empfindlichen Kunstwerke sowie für den künftigen Kunstgenuss der Besucher sind noch weitere Verbesserungen nötig. Ein Umbau, so lautete die Schätzung vor einigen Jahren, würde auf 800 000 Euro kommen. Zwar stehen Stadtverwaltung und Gemeinderat grundsätzlich – wie sich im vergangenen Jahr zeigte – einer Aufwertung positiv gegenüber. Harald Raß (SPD) erklärte in einer Sitzung, den Pfleghof einer angemessenen kulturellen Nutzung zuzuführen, bleibe für Gemeinderat und Verwaltung „eine Schuldigkeit, die wir bedienen sollten“.

Sinnvoll wäre natürlich, dass sich Sponsoren in die Finanzierung einbringen. Dafür erhält man aber nicht nur nach Auffassung von Christa Linsenmaier-Wolf einen erheblichen Gegenwert. „Wir machen eine wichtige, öffentlich finanzierte Sammlung mit dem Alleinstellungsmerkmal Kleinplastik der Öffentlichkeit zugänglich“, sagt sie. Und man rücke einen historisch bedeutsamen Ort, ein Kleinod, ins öffentliche Bewusstsein. Die Fellbacher Kulturmeile würde um einen weiteren wichtigen Baustein bereichert. Die Triennale mit ihrem dreijährigen Rhythmus würde noch stärker in der Stadt verankert – „ähnlich wie es beim Mörike-Preis durch das Mörike-Kabinett im Stadtmuseum geschieht“.

Eine einmalige Investition wäre erforderlich. Doch hielten sich die Folgekosten in Grenzen, wenn man die Öffnungszeiten etwa auf das Wochenende beschränkt. Christa Linsenmaier-Wolf spricht von einem „Zwischending zwischen Lager und Museum“. Dort könnten monatlich Objekte ausgewechselt werden, „um die Ausstellung in Bewegung zu halten und Anreize zum Wiederkommen zu schaffen“. Bürger könnten einbezogen werden, die ihr Lieblingsstück vorstellen, zudem bestehe die Möglichkeit museumspädagogischer Nutzung mit der Galerie, dem Stadtmuseum oder auch der Jugend-kunstschule.

Natürlich muss vor der Zustimmung durch die Verwaltungsspitze und den Gemeinderat ein detailliertes, schlüssiges Konzept samt Kosten- und Finanzierungsplan vorliegen. Den wird es voraussichtlich in den kommenden Monaten geben. Die Realisierung wäre aber unbedingt wünschenswert: Um einen Ort zu schaffen, der neue Perspektiven für die Kulturarbeit in Fellbach bietet und ein neuer attraktiver Platz für das Image der Stadt darstellt.