Er soll Kunden unterhalten und informieren, ist in der Lage, Gefühle zu erkennen und wirkt wie ein liebenswertes Kleinkind: Ein Besuch beim ersten emotionalen Roboter der Welt

Stuttgart - „Schade, du hast verloren“, verkündet Pepper mit blecherner aber freundlicher Stimme. Und obwohl es sich etwas befremdlich anfühlt gegen künstliche Intelligenz beim Schnick, Schnack, Schnuck zu verlieren, fällt es schwer, dem humanoiden Roboter namens Pepper überhaupt etwas Übel zu nehmen – geschweige denn eine Bitte abzuschlagen. Der hatte nämlich mit leuchtenden runden Kulleraugen sein Gegenüber mitten im Stuttgarter Stadtkaufhaus Gerber zum Kinderspiel „Schere, Stein, Papier“ herausgefordert.

Noch bis Samstag, 14. Oktober, können Besucher dort den ersten Roboter der Welt treffen, der Gefühle nicht nur erkennen, sondern auch darauf reagieren kann. Konzipiert als „Roboter-Gefährte“, kann sich Pepper mit Menschen unterhalten und Mimik und Gestik seines Gegenübers verstehen. Sein Äußeres erinnert dabei an einen Spielzeugroboter, der mit übergroßen Augen und hoher, kindlicher Stimme besonders niedlich, süß und liebenswert wirken soll.

Konzipiert zur Interaktion mit Menschen

„Wir wollen erst einmal testen, wie die Leute auf Pepper reagieren “, erklärt Patrick Meyer vom Beratungsunternehmen Elaboratum. Mit der Unterstützung des IT-Dienstleisters Inovex, dem Besitzer von Pepper, will Meyer mit seinem Promotionsprojekt herrausfinden, ob und wie sich solche Roboter im Einzelhandel einsetzen lassen. Eine Woche lang soll Pepper dafür im Stadtkaufhaus mit Kunden ins Gespräch kommen und dabei die Kundenzufriedenheit messen.

Entwickelt hat den kindlichen Begleiter das japanisch-französische Unternehmen Softbank Robotics vor zwei Jahren, in Deutschland ist das Modell seit 2016, allerdings nur für Unternehmen, erhältlich. Der 1,20 Meter große und 28 Kilo schwere Roboter kann Routineaufgaben übernehmen und als Informationsquelle dienen. In ferner Zukunft könnte er auch im Gesundheitswesen und im Umfeld mit Kindern eingesetzt werden. Extra konzipiert zur Interaktion mit Menschen, befinden sich in Peppers Kopf vier Mikrofone, zwei HD-Kameras und ein 3-D-Abstandssensor. Während die beiden Kameras, eine versteckt im Mund, die andere auf der Stirn, Gesichter erkennen, zeichnen Mikrofone – als große Ohren getarnt – Stimmen und Umgebungsgeräusche auf. Für Fingerspitzengefühl sorgen Berührungssensoren an beiden fünffingrigen Händen, die Pepper erstaunlich geschmeidig bewegen kann – und sei es nur, um sein menschlichen Gegenüber vernichtend in einem Kinderspiel zu schlagen.

Kein Pepper ist wie der andere

Wie aber verhält sich dieses Wunder der der Technik im Umgang mit dem Menschen? Zurück im Stuttgarter Kaufhaus trauen die vorbeieilenden Besucher der intelligenten Maschine noch nicht recht über den Weg. Wer sich vor ihn stellt, den begrüßt der kleine Roboter mit Augen, die grün aufleuchten, wenn er ein Gesicht erkennt. Nach einer kurzen Vorstellung, „Hallo, mein Name ist Pepper, wie heißt du?“, wechselt der Roboter in das Programm, das gerade aktiviert ist. Neben Informationen über das Kaufhaus bietet dieser Pepper an, ein Selfie mit ihm zu schießen.

Ein wirkliches Gespräch kommt so aber nicht Zustande. Die laute Umgebung stört das digitale Hören und Verstehen gewaltig. Allerdings ist jeder Pepper anders: Ähnlich wie bei einem Smartphone, kann der Roboter neue Fähigkeiten erlernen, die in Form von Apps auf die Hardware geladen werden. So kann Pepper quasi über Nacht zig Sprachen sprechen oder auf ganze Waren- oder Navigationssysteme zugreifen. „Pepper soll den Menschen nicht ersetzen“, so Meyer. Vielmehr sei er ein toller Shopping-Assistent, der blitzschnell prüft, ob eine Jeans noch in der richtigen Größe verfügbar ist.