Sara Egenhofer (v. l.), Reiner Braun und Denise Meyer vom KI-Labor arbeiten mit Geräten, die das Raumklima in Büros messen Foto: Simon Granville

Künstliche Intelligenz soll kleinen Firmen auf die Sprünge helfen. Im Hollerith-Zentrum in Böblingen gibt es jetzt dafür ein Labor.

Böblingen - So mancher Malermeister mag sich fragen, was er zwischen Pinsel und Farbeimer mit einer Künstlichen Intelligenz anfangen soll, schließlich baut sie kein Gerüst auf und streicht auch die Decke nicht. Doch speziell für kleine Firmen hat ein Forschungsverbund aus fünf Institutionen ein Labor für Künstliche Intelligenz im Kreis eingerichtet. Der Landrat Roland Bernhard hat es am Mittwoch in Betrieb genommen. Künstliche Intelligenz, kurz KI, war vor wenigen Jahren noch Science Fiction, und ist jetzt bereits Science, also Wissenschaft. Das KI-Labor in der Danziger Straße will diese Wissenschaft nun in die Arbeitswelt einspeisen.

Aufgaben, die nur ein Mensch fertig bringt

Im Grunde geht es dabei um Automation, also um immer wiederkehrende Prozesse in einem Betrieb, die man am besten und sichersten von einer Maschine ausführen lässt, damit man sich den Aufgaben widmen kann, die nur ein Mensch fertigbringt: mit Kunden verhandeln, das Handwerk erledigen. Kurz gesagt, besteht die KI aus Computerprogrammen, die selbst Programme schreiben können, die also lernfähig sind. Wenn der Malermeister jedes Jahr den Kunden Weihnachtskarten verschickt, dann merkt sich das Programm an wen, und kann die Karten selbstständig verschicken. Ähnlich geht es beispielsweise mit der Warenbestellung, die automatisch erfolgen kann.

Richtig spannend wird es, wenn man die Künstliche Intelligenz mit Marktdaten und Kundendaten füttert. Sie kann dann daraus eine Marketing Strategie ableiten, die auch für ein kleines Gewerbe nützlich sein kann.

Wobei klein nicht unbedingt klein ist. Laut Definition der EU haben kleine und mittlere Betriebe nicht mehr als 249 Mitarbeiter, was für den Landkreis Böblingen bereits eine ganz passable Größe darstellt. Auf den Landkreis bezogen passt also die Einrichtung ganz hervorragend zur Industriestruktur zwischen Enz und Neckar.

Für Roland Bernhard, der immer wieder für die Zukunftsfähigkeit des Landkreises eintritt, ist das KI-Labor ein weiterer Baustein im Großraum Stuttgart, der für den Landrat „den Innovationsraum schlechthin“ darstellt.

Immer wieder Computerbildschirme

Das KI-Labor in Böblingen in der Danziger Straße sechs sieht aus, als wäre ein Möbelladen mit einem Computerfachhandel zusammengeprallt. Sitzecken, Stühle, Tische, Ständer, ein Kamera-Stativ und überall immer wieder Bildschirme. Hier werden Online-Lehrveranstaltungen produziert, hier kann man sich die Programme zeigen lassen und sich zusammen mit einem Forschungsteam überlegen, wie man die Künstliche Intelligenz in die Betriebsabläufe einbaut. Für Schwaben das Allerwichtigste: „Es kostet nichts“, sagt Alexander Rossmann, Professor für digitale Geschäftsmodelle, der über das Hollerith-Zentrum der Hochschule Reutlingen dem Projekt zugeordnet ist.

Und auch das könnte ein Argument für die kleineren Firmen sein, sich an das KI-Labor zu wenden. Denn möglicherweise haben die mächtigen Betriebstools wie SAP ähnliche Möglichkeiten der Datenanalyse, „aber sie sind für viele kleine und mittlere Firmen finanziell nicht darstellbar“, sagt Alexander Rossmann.