Aufgewachsen ist der 1929 geborene Jude Arik Brauer in einem Wiener Arbeiterbezirk. Foto: dpa/Robert Jaeger

Das Schaffen des jüdischen Künstlers Arik Brauer war geprägt von seinem Aufwachsen in der Nazizeit in Wien. Er war Mitbegründer des Phantastischen Realismus. Nun ist der vielseitige Künstler gestorben.

Wien - Seine großen Ölbilder leuchten von vielen Wänden wichtiger Museen der Welt. Die Geschichten des Alten Testaments, Träume und Heldensagen brachte Arik Brauer mit großer Akribie auf die Leinwand. Auch aktuelle Missstände in Gesellschaft und Politik verarbeitete der jüdische Künstler in seinen Werken. „Wenn die Leute im Elend sind, entwickeln sie eine ungeheure Fantasie“, meinte Brauer über den Ursprung seiner Kreativität. Nun ist der Maler, Sänger und Bühnenbildner mit 92 Jahren gestorben.

Brauer gehört zu den Hauptvertretern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und galt als Sänger auch als Mitbegründer des Austro-Pop. Mit der Erfahrung von Antisemitismus, Verfolgung und Mord während der NS-Herrschaft aufgewachsen, sei Brauer zum „kritischen Citoyen“ geworden und habe seine Stimme für Freiheit, Demokratie und Solidarität“ erhoben.

Brauer schuf mehr als 2000 Bilder

Brauer überlebte die Nazizeit in bitterer Armut in Wien und ging ohne jede Verdrossenheit aus dem Schrecken hervor. „Ich bin auf die Butterseite des Lebens gefallen, sonst wäre ich ja schon lange tot. Warum soll ich da bitter sein?“ Der Grundstein seines Stils waren laut eigenen Aussagen die Begegnungen mit eigentümlichen Charakteren in seiner Kindheit. Ob der einbeinige Alkoholiker im Keller seines Wohnhauses oder der Mann, der als Attraktion Frösche geschluckt und lebendig wieder hervorgebracht hat.

Mehr als 2000 Bilder schuf Brauer, der sich als Feminist bezeichnete. Es sei jedes Mal aufs Neue ein Ringen gewesen, ein gutes Bild zu malen, sagte er vor seinem 90. Geburtstag, den er körperlich wie geistig beneidenswert fit feiern konnte. Exzesse ließ er zeitlebens aus. „Ich bin in so einem Rauschzustand, dass ich mich nicht belästigen will mit zusätzlichen Drogen.“