Das Klinikum bleibt eine Baustelle: der mögliche Betrugsskandal erfährt eine Fortsetzung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der ehemalige Leiter der International Unit des Stuttgarter Klinikums, Ex-Grünen-Landeschef Andreas Braun, sitzt wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft.

Stuttgart - Der mutmaßliche Betrugsskandal am Klinikum Stuttgart zieht immer größere Kreise: Mittlerweile spricht die Staatsanwaltschaft Stuttgart von 21 Verdächtigen, von denen einer wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft sitzt. Das bestätigt Staatsanwalt Heiner Römhild, der Sprecher der Stuttgarter Behörde.

Bei der in Haft sitzenden Person soll es sich laut Informationen unserer Zeitung um den ehemaligen Leiter der International Unit (IU), Andreas Braun, handeln. Die „Bild-Zeitung“ hatte zuerst über die Verhaftung berichtet, die allerdings bereits vor einigen Tagen geschehen ist. „Der Haftbefehl hat weiterhin Bestand“, sagt Römhild, der zum Namen des Inhaftierten keine Angaben machen will.

21 Verdächtige im Fokus

Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit krummen Geschäften bei der Abrechnung von Behandlungen ausländischer Patienten am Klinikum. Die IU bahnte diese an. Aus dem Ruder liefen dabei vor allem die Geschäfte mit libyschen Kriegsversehrten und ein Beratungsgeschäft mit dem kuwaitischen Gesundheitsministerium, bei dem Klinikumärzte vor Ort operiert hatten. Am 24. April sind im Zusammenhang mit diesen Geschäftspraktiken bundesweit 24 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht worden. Von 18 Beschuldigten wurden damals Handys und Unterlagen beschlagnahmt. Drei Personen hatte die Polizei schon zuvor aufgesucht. So erklärt sich laut Römhild die Zahl von nun 21 Verdächtigen.

Die Ermittler hatten dabei zwölf externe Dienstleister rund um die Geschäfte mit den ausländischen Patienten und neun Beschäftigte des Klinikums im Visier. Die Vorwürfe lauten: Untreue, Betrug und Bestechung. Wie lange es dauert, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind? „Dazu kann ich keine validen Angaben machen“, sagt Römhild.

Konkrete Anhaltspunkte für beide Haftgründe

Schon vor zwei Jahren, als der Skandal langsam Formen annahm, stand der IU-Abteilungsleiter Andreas Braun im Fokus. Im Mai 2016 waren die Räume der International Unit und auch Brauns Haus durchsucht worden. Damals ging es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung. Im Nachgang der Razzia war Braun von seinen Aufgaben freigestellt worden. Im Februar haben sich Stadt und der ehemalige Grünen-Chef im Land vor Gericht getroffen. Das Stuttgarter Arbeitsgericht erklärte damals die ordentliche Kündigung zwar für rechtmäßig, die fristlose Kündigung sah man aber als unwirksam an. Die Stadt hat dagegen Berufung eingelegt.

Andreas Braun hatte sich mittlerweile ein neues Standbein aufgebaut und sich zum Mediator ausbilden lassen. Er wohnt mit seiner Familie in Backnang. Unklar ist, warum man befürchtet, dass er womöglich die Flucht ergreifen könnte. „Es gibt konkrete Anhaltspunkte für beide Haftgründe“, sagt Römhild. Die Lebensumstände seien natürlich in die Prüfung miteingeflossen. Dennoch haben sich sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Ermittlungsrichter für die Untersuchungshaft ausgesprochen.

Bei der Stadt heißt es jetzt, man müsse erst einmal abwarten, was die Ermittlungen bringen: „Der Ball liegt bei der Staatsanwaltschaft“, so der Krankenhausbürgermeister Michael Föll. Er hoffe auf eine schnelle Klärung: „Wir stehen jeden Tag bereit, entsprechend zu reagieren.“