Wer fesselt hier wen? Judith (Rachael Wilson,links, verschleiert) Holofernes (Stine Marie Fischer, Mitte) und der Staatsopernchor Stuttgart in Silvia Costas Inszenierung von „Juditha triumphans“ Foto: Staatsope/Martin Sigmund

Im dritten Anlauf hat’s geklappt: Nach zwei coronabedingten Absagen feiert Antonio Vivaldis barockes Oratorium „Juditha triumphans“ am Sonntag Premiere an der Staatsoper Stuttgart. Silvia Costa inszeniert das Stück als assoziative Bilderfolge über Geschlechterrollen, Ritus und Befreiung.

Stuttgart - Wer ist Judith? Täterin oder Opfer? Gut oder böse? Empathische Befreierin ihrer Stadt oder eiskalte Mörderin? Ganz Frau oder eher ein Mann im weiblichen Gewand? Die alttestamentarische Geschichte der schönen jüdischen Witwe, die dem Belagerer ihrer Stadt erst den Kopf verdreht und ihm diesen dann zum Wohle ihres Volkes vom Rumpf trennt, hat bis heute bildende Künstler, Autoren und Komponisten zuhauf inspiriert, darunter auch den Komponisten Antonio Vivaldi und seinen Librettisten Iacopo Cassetti. 1716 wurde „Juditha triumphans“ an jenem venezianischen Mädchen-Waisenhaus uraufgeführt, wo Vivaldi als Musiklehrer wirkte.