So soll sich der Allianz-Neubau in den Stuttgarter Synergiepark einfügen. Foto: Visualisierung: Allianz

Der Unmut über den geplanten Neubau des Versicherungskonzerns im Synergiepark reißt nicht ab. Das Unternehmen reagiert offen auf die Vorwürfe und hält dagegen.

Vaihingen - Die Allianz kommt nach Vaihingen, trotz der Kritik vieler Menschen im Stadtbezirk. Der Stuttgarter Gemeinderat hat vor Kurzem die Änderung des Bebauungsplans und des Flächennutzungsplans beschlossen und damit den Weg für den neuen Bürokomplex des Versicherungskonzerns an der Heßbrühlstraße geebnet.

Kritiker des Projekts haben der Allianz und der Verwaltungsspitze der Stadt immer wieder vorgeworfen, dass nicht ernsthaft nach Alternativen gesucht worden sei. Sonst hätte das Unternehmen zum Beispiel auf dem ehemaligen Gelände des Buchgroßhändlers KNV am Wallgraben bauen können. Dann hätten keine neuen Flächen versiegelt werden müssen, so die Argumentation. Mittlerweile wachsen dort die neuen Bürohäuser des Daimler-Konzerns in die Höhe.

In Vaihingen entsteht der zweitgrößte deutsche Allianz-Campus

Die Allianz hält dagegen: „Im Rahmen der Standortsuche wurden – auch in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung – sämtliche in Frage kommenden Bauflächenpotenziale in Stuttgart (unter anderem Vaihinger Band, Stuttgart 21, Eiermanngelände) auf ihre Eignung geprüft“, schreibt Heike Siegl von der Unternehmenskommunikation in einer schriftlichen Stellungnahme. Darunter sei natürlich auch das KNV-Gelände gewesen. Dieses sei aber zum Teil schon für andere Bauvorhaben projektiert und die noch vorhandene Fläche nicht ausreichend für den Bedarf der Allianz gewesen. „Nach eingehender Prüfung aller Standorte gab es in Stuttgart keine vergleichbare Alternative zur Heßbrühlstraße“, schreibt Siegl und ergänzt: „Was die Versiegelung der Fläche anbelangt, ist der Umfang nach dem Neubau nicht größer als vorher.“

Manch ein Projektgegner zweifelt zudem, ob die Allianz am Ende tatsächlich selbst in die neuen Gebäude zieht oder ob das Unternehmen die Büros nur baut und dann vermietet. Heike Siegl erklärt dazu: „Die Allianz zieht mit all ihren Gesellschaften an den Stuttgarter Standorten nach Vaihingen.“ Anlass für die Neuplanung seien ja gerade die in die Jahre gekommenen Gebäude in der Innenstadt und das Auslaufen der Mietverträge gewesen. Das Ziel sei eine nachhaltige und zukunftsfähige Zusammenlegung aller Stuttgarter Standorte. „Damit entsteht am neuen Standort in Vaihingen der zweitgrößte deutsche Allianz-Campus“, schreibt Siegl.

Der Planungsgewinn liegt bei etwa 39 Millionen Euro

Bisher durften die Sportflächen an der Heßbrühlstraße nicht weiter bebaut werden. Mit der nun beschlossenen Änderung des Bebauungsplans und des Flächennutzungsplans steigt der Wert der Grundstücke erheblich; die Allianz als Eigentümerin streicht einen Planungsgewinn ein. Auch das hatte immer wieder für Unmut gesorgt. Der Konzern geht offen mit dem Thema um. „Der buchhalterische Planungsgewinn wird von der Stadt auf rund 39 Millionen Euro beziffert“, nennt Siegl eine konkrete Zahl und fügt hinzu: Die Allianz investiere aber auch Mittel in etwa gleicher Höhe, etwa für den Bau der Sportanlagen, die Gestaltung des 40 Meter breiten Grünstreifens sowie die Ertüchtigung und den Umbau von Straßeneinmündungen und Ampeln. Außerdem hat die Allianz Verkehrsflächen kostenlos an die Stadt abgetreten.